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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Gesicht ihrer Mutter, deren Blick sprach, immerhin ist er der natürliche<br />

Sohn <strong>des</strong> Parlamentspräsidenten, und sie lächelte ihr zu,<br />

wie man über eine halb vergessene Erinnerung lächelt.<br />

Dann war Mergoult verschwunden, und sie tanzte am Arm<br />

von Sébastien de Trévigny, und schneller drehte sich die Welt, die<br />

Mutter verschwunden, Alessia verschwunden, ein kurzer Blick auf<br />

Catarino am Arm eines jungen Mannes, Roubert de Buous, wie<br />

es schien, oder war auch dies ein Trugbild, Himmel, Cristino, du<br />

hättest den Wein nicht trinken sollen, du weißt dochgenau, dass du<br />

nichts verträgst, du blöde Gans …<br />

Sie erstarrte.<br />

Drei Schritte von ihr entfernt, vor dem hohen Fenster mit den<br />

Samtvorhängen zu beiden Seiten, stand Arnac de Couvencour.<br />

Der Schmerz holte sie ein, als sie strauchelte. Sie krümmte sich<br />

zusammen, ihre Fersen glühten wie Feuer, und wimmernd humpelte<br />

sie zum Fenster hinüber, wo sie auf einen der seidenbespannten<br />

Stühle sank. «Mademoiselle Christine, geht es Euch nicht gut?»,<br />

fragte Sébastien, und plötzlich war auch Alexandre de Mergoult<br />

wieder da, tätschelte ihre Hand und fragte: «Soll ich Euch ein Glas<br />

Eiswasser holen?»<br />

Lieber ein Eisbad für die Füße, dachte Cristino mit schmerzverzerrtem<br />

Gesicht, und laut sagte sie: «Nein … entschuldigt… ich<br />

brauche nur eine kleine Pause …»<br />

«Bleibt hier sitzen, ich bringe Euch etwas», meinte Mergoult<br />

großzügig, als habe sie sein Angebot nicht soeben abgelehnt, und<br />

Trévigny zog einen weiteren Stuhl heran, ließ sich an ihrer Seite<br />

nieder und tätschelte ihr seinerseits die Hand. Draußen war es<br />

jetzt völlig dunkel. «Eine kleine Unpässlichkeit», meinte er mit dem<br />

beruhigenden Tonfall eines Doctor Medicus. «Sicher aufgrund der<br />

Hitze.»<br />

«J…ja, sicher.» Cristino schielte nach unten. Dort, wo ihre linke<br />

Ferse in den Schuhen verschwand, hatte sich der Seidenstrumpf<br />

rötlich verfärbt. «Vie…vielleicht sehe ich ja Gespenster, aber ich<br />

dachtegerade, ich hätte Senher de Couvencour gesehen.»<br />

«Couvencour? Hier?» Trévigny sah sich misstrauisch um.<br />

«Ihr müsst Euch getäuscht haben. Er wäre mir ganz bestimmt<br />

aufgefallen.»<br />

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