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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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wenn man Oma FelicitasGlauben schenken durfte. Ansonsten eher<br />

eine Unperson. Außer Oma Felicitas hatte noch keiner in der Familie<br />

auch nur einmal ein Wort über ihn verloren. Er dachte an das<br />

Bild in Oma Felicitas’ Salon. Vier Freunde. Pierre Avingou, Cristou<br />

de Bèufort, Hector Degrelho. Wer war der vierte?<br />

Drei von ihnen waren tot. Gestorben 1545.<br />

Fabiou blinzelte. Erglaubte nicht mehr an den Zufall, zumin<strong>des</strong>t<br />

nicht, wenn er 1545 hieß. Sein Vater war möglicherweise einer der<br />

Seuchen zum Opfer gefallen, die nach der Vernichtung der Waldenser<br />

ausgebrochen waren. Aber Pierre? Ein Unfall, hatte Oma<br />

Felicitas gesagt. Überfahren von einer Kutsche. So etwas kommt<br />

vor.<br />

Was hatte Frederi gemeint, als er sagte, Onkel Philomenus sei<br />

am Tod seines Vaters schuld? Wann genau war sein Vater eigentlich<br />

gestorben? Wirklich im April, nach dem Arrêt de Mérindol?<br />

Pierresgenaues To<strong>des</strong>datum stand auf dem Grabstein, 5 . Mai 1545.<br />

Aber Cristou?<br />

Und in diesem Moment hörteer Cristino schreien.<br />

Mit einem Mal war Fabiou hellwach und losgelaufen in die<br />

Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Dem Klappern von<br />

Schuhsohlen auf dem Kies hinter sich entnahm er, dass Catarino<br />

das Gleiche tat. Sie bogen um ein mächtiges Mausoleum und sahen<br />

sie.<br />

Im grellen Gegenlicht kniete Cristino vor einer unbekannten<br />

Grabstätte. Es musste ein Familiengrab sein, ein großer Doppelstein<br />

in der Mitte, ein kleiner Grabstein zur Rechten, drei kleine<br />

zur Linken. <strong>Die</strong> drei zur Linken waren von weißen Blüten umrankt.<br />

Catarino blieb stehen und starrte auf die Grabsteine und<br />

bekreuzigte sich, ganz gegen ihre sonstige Angewohnheit. «<strong>Die</strong><br />

weißen Rosen», hauchte sie.<br />

Mit offenem Mund starrte Fabiou auf die Grabsteine und auf<br />

die Namen, die darin eingraviert waren. Hector Roubert Degrelho<br />

Baron d’Astain. Justine Degrelho d’Astain née Cauville. Daniel<br />

Calixte Degrelho. Louise Penthesilea Degrelho. Alice Margalida<br />

Degrelho. Agnes Joanno Degrelho. Und sechsmal dasselbe To<strong>des</strong>datum.<br />

1545.<br />

«Agnes», flüsterte Cristino. «Es ist Agnes’ Grab.»<br />

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