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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Alessia de Sault wurde an einem regnerischen Mittwochmorgen<br />

zu Grabe getragen. Es regnete selten im Juni in Ais, und die Damen<br />

und die Weiber, die dem Sarg folgten und sich die Augen mit Spitzentaschentüchlein<br />

oder ordinären Leinenfetzen abtupften, sagten<br />

untereinander, der Himmel weint um das unschuldige Kind. Unter<br />

dem nicht enden wollenden Strom der Trauergäste waren auch<br />

Mèstre Crestin und fünf seiner Arquiés. Jener blieb la n ge noch am<br />

aufgeworfenen Grab stehen, zusammengekniffene Augen in den<br />

grau umwölkten Himmelgerichtet. Seine Hände waren zu Fäusten<br />

geballt.<br />

Fabiou, der mehr aus detektivischem Interesse als aus Liebe zu<br />

der verblichenen Alessia der Trauerfeier beiwohnte, hatte dem Grab<br />

gerade seinen Rücken zugekehrt mit dem Plan, so schnell wie möglich<br />

ins Trockene zu gelangen, als ihm die Runde auffiel, die etwas<br />

abseits von den übrigen Trauergästen unter den breiten Ästen einer<br />

Zeder stand. Onkel Philomenus’ carcistischer Freun<strong>des</strong>kreis.<br />

Er stakste durch den Matsch in ihre Richtung. Nicht dass er sich<br />

von dieser Bande von Großschwätzern ernst zu nehmende Informationen<br />

erwartete, aber er war einfach neugierig, wie Alessias<br />

Ermordung von diesen Leuten interpretiert wurde. Er schlüpfte<br />

hinter die breiten Äste der Zeder und spitzte Augen und Ohren.<br />

«Natürlich ist das nichts, wofür irgendjemand gerichtlich belangt<br />

werden könnte», sagte der Jansoun gerade zu den Übrigen,<br />

Onkel Philomenus, Jean-Baptiste Forbin, St. Roque, Faucoun, Sazo<br />

de Goult, Duran de Pontevès und zwei, drei andere, «aber denkt<br />

mal an den Skandal! Das waren Verbrecher, Himmel, aber es gibt<br />

dummerweise immer noch Leute, die das anders sehen.» Natürlich…<br />

die schoben das Ganze mal wieder den Antonius-Jüngern<br />

in dieSchuhe.<br />

«Und man darf den Carcès nicht vergessen», ergänzte sein Bruder.<br />

«Der hat so seine eigene Meinung, und Onkel Jean kann er nun<br />

mal nicht ausstehen. Wenn er die Sache mitkriegt, werden Köpfe<br />

rollen. Ich halte es für eine verdammt miese Idee, sich den Carcès<br />

zum Feind zu machen.»<br />

«Ja, aber wieso?» Sazo de Goult, treuherzige Hundeaugen auf<br />

Jean-Baptiste Forbin gerichtet. «Der Carcès ist doch auf unserer<br />

Seite, oder etwa nicht?»<br />

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