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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Meine Dame, ich denke nicht, dass Ihr bei diesem Thema mitreden<br />

könnt, schließlich habt Ihr damals noch nicht in dieser Gegend<br />

gelebt.» Der Baroun de Buous hatte seine Hände um den tönernen<br />

Becher gekrampft, als ob er ihn zerquetschen wollte. Dass<br />

er dazu in der Lage war, bezweifelte keiner. «Es waren ja nicht nur<br />

die Waldenser. Jeder, der hier in der Gegend lebte, wurde in Mitleidenschaft<br />

gezogen, brave Katholiken, sogar Edelleute sind seinem<br />

wildgewordenen Söldnertrupp zum Opfer gefallen. Wir standen<br />

vor dem Nichts, nachdem Freund Oppède sich ausgetobt hatte, vor<br />

dem Nichts, meine Dame. Hier im Luberoun findet Ihr so einige,<br />

die dem Herrn Baroun mit Vergnügen die Eier abschneiden würden<br />

für seine Heldentat von ‘45<br />

, nicht war, Frederi?»<br />

<strong>Die</strong> Dame Castelblanc wedelteschockiert mit ihrem Pfauenmusterfächer,<br />

und der Cavalié murmelte etwas, was ein bisschen nach<br />

Abwehr-<strong>des</strong>-Irrglaubens klang. Buous brüllte: «Komm mir nicht<br />

mit dem Blödsinn, Maynier sei ein guter Katholik! Einen Dreck!<br />

Dem Kerl ging’s doch nur darum, sich und seiner Verwandtschaft<br />

die Ländereien dieser bedauernswerten Käffer zuzuschanzen. Erst<br />

hat er es versucht, indem er sich an die Cental ‘rangemacht hat,<br />

und als die Barouno ihm einen Korb gegeben hat, wurde eben mal<br />

kurz der halbe Luberoun zu Ketzern erklärt und die Frage auf diese<br />

Weisegelöst!»<br />

Fabiou hatte seine Ohren gespitzt; über 1545 wurde nur selten<br />

geredet, so dass seine Kenntnisse über diese Zeit mehr als lückenhaft<br />

waren. Alles, was er wusste, war, dass damals irgendwelche<br />

Ketzer sich gegen die katholische Kirche erhoben hatten, was zu<br />

einem regelrechten Krieg geführt hatte. Doch zu seiner Enttäuschung<br />

driftete das Gespräch nun in eine völlig andere Richtung,<br />

und als Frederi Jùli fragte, wer sind denn die Waldenser, Mama?,<br />

antwortete die Dame Castelblanc nur, das waren Ketzer, jetzt iss<br />

weiter.<br />

Der CavaliédeCastelblancstarrteauf seinen Teller. Er war kreidebleich<br />

im Gesicht.<br />

Nach dem Essen brachen sie auf. <strong>Die</strong> Barouno luddie Dame Castelblanc<br />

und ihre beiden «reizenden Töchter» ein, bei ihr in der<br />

Kutsche mitzufahren, so dass Frederi und Maria Anno die andere<br />

Kutsche zu ihrer Begeisterung quasi für sich alleine hatten, von der<br />

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