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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Das meine ich nicht, Jousé», fiel ihm der andere ins Wort. «Ich<br />

spreche nicht von einer jenseitigen Gerechtigkeit. Ich spreche von<br />

Gerechtigkeit hier, in dieser Welt.»<br />

«Wir dürfen nicht an Gottes Wegen zweifeln, nur weil sie uns<br />

nicht begreiflich sind», brachte Bruder Antonius heraus. Er spürte,<br />

wie ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Neben dem Tabernakel<br />

branntedie Sonne von Ate.<br />

«Oh, ich zweifle doch gar nicht. Ganz im Gegenteil. Ich glaube<br />

daran, dass Gott gerecht ist. Vielleicht zeigt er es nicht immer sofort.<br />

Aber er hat ein langes Gedächtnis, ein sehr langes.» Er lehnte<br />

sich zurück, die Schlitze in der Maske waren auf die Decke gerichtet.<br />

«Und manchmal, Jousé», sagte er verträumt, «wenn die wirklich<br />

schrecklichen Dinge auf dieser Welt geschehen, die Dinge, die<br />

sogar die Engel weinen lassen, dann kommt der Tag, an dem Gott<br />

die Gerechtigkeit wiederherstellen wird. Vielleicht kommt er nicht<br />

heute, vielleicht erst nach fünf, nach zehn, nach fünfzehn Jahren,<br />

aber er kommt, so sicher, wie auf die Nacht ein Morgen folgt. Und<br />

wenn es soweit ist,Jousé, dann wird er sich einen Menschen aussuchen<br />

und ihn zum Werkzeug seiner Gerechtigkeit machen.»<br />

«Ach – und duglaubst, dieser Mensch zu sein, oder was? Du bist<br />

anmaßend, Janot!»<br />

«Wer spricht denn von mir?» Hinter der Maske lachte es versonnen.<br />

«Der Narr, Joujou, ist nicht in der Welt, um zu richten,<br />

sondern um der Menschheit einen Spiegel vorzuhalten.»<br />

Gott, was meint er damit? Was meint er mit all dem? «Wer dann?<br />

Himmel, von wem sprichst du?»<br />

«Carfadrael. Er ist zurückgekehrt», sagte der Mann mit der<br />

Maske.<br />

Bruder Antonius drückte seine Hand gegen die Augen. <strong>Die</strong> Kapelle<br />

drehte sich langsam. Carfadrael … ich kenne keinen Carfadrael<br />

… oh Gott… «Carfadrael … ist tot!», stieß er hervor.<br />

«Er ist tot, natürlich», erklärte der andere. In seiner Stimme vibrierte<br />

das Lächeln. «Aber er hat einen Nachkommen hinterlassen,<br />

Jousé, einen Nachkommen, der sich auf die Spur der Mörder von<br />

damals begeben hat. Trostett hat ihn auf die Spur gebracht. Und<br />

ich werde ihm dabei helfen, sie weiter zu verfolgen. Bis zum bit-<br />

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