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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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sie dem Teufel abschwören. Weiß man’s denn, ob sie’s ernst meinen,<br />

wenn sie abschwören, und den Richter nicht bloß anlügen?»<br />

«<strong>Die</strong> sind halt alle viel zu weich heute mit den Ketzern», bestätigte<br />

Jean.<br />

«Antonius, du musst mich hochheben!», schrie Frederi Jùli.<br />

Fabiou hatte bisher nicht daran geglaubt, dass einem Menschen<br />

die Haare zu Berge stehen können, wie man so schön sagt. Jetzt<br />

wurde er eines Besseren belehrt. Antonius’ graue Strähnen standen<br />

rund um die Tonsur kerzengrade zum Himmel. «Na, ich weiß<br />

nicht, muss das denn sein, dass wir uns das anschauen?», fra gte<br />

Catarino mit verzogenem Gesicht. «Das ist doch sicher… eklig, so<br />

eine Hinrichtung.»<br />

«Eklig?» Alexandre de Mergoult schüttelte fassungslos den<br />

Kopf. «Mädchen, was hier geschieht, geschieht zum Wohl <strong>des</strong> Allgemeinwesens.<br />

Um dieses Land vor Hexerei und Zauberkraft zu<br />

bewahren. Vor dem Werk <strong>des</strong> Teufels! Es geschieht zu unserer aller<br />

Rettung!»<br />

«Hm. Na ja», machte Catarino. Sie sah reichlich betreten drein.<br />

«Fabiou, lass uns gehen», flüsterte Antonius. «Lass uns gehen,<br />

bitteee!»<br />

«Oh Mann», meckerte Frederi Jùli, «dann geh’ ich halt weiter<br />

vor!» Er drängelte sich durch die wartenden Menschen hindurch.<br />

Cristino schwieg. Ihre Hände waren um Agnes’ Medaillon<br />

gekrampft.<br />

«Fabiou, lass uns…», begann Bruder Antonius. Er kam nicht<br />

weiter.<br />

Unter der Pinie erschien ein Mann über den Köpfen der Menge.<br />

Für einen Moment sah es tatsächlich so aus, als würde er in<br />

der Luft stehen, dann erkannte Cristino die hölzerne Plattform,<br />

die man unter dem Baum errichtet hatte. Der Mann, gekleidet in<br />

die Robe eines Richters, nahm am vorderen Rand dieser Plattform<br />

Aufstellung. Und im selben Moment kamen vier weitere Personen<br />

nach oben geklettert. Der erste war in ein feuerrotes Wams gekleidet,<br />

und Jean de Mergoult, der ja nach eigenen Angaben schon<br />

hundert Hinrichtungen gesehen hatte, erklärte den weniger gebildeten<br />

Anwesenden, dass es sich hierbei um Mèstre Tassou handelte,<br />

den Henker von Ais. Der zweite war ein Priester, der in beiden<br />

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