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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Gegenteil der Fall, er hätte es jetzt zu allem Überfluss noch als Verrat<br />

an Pierre empfunden, wenn er abgeschworen hätte. Und da begriff<br />

ich, dass es keine Hoffnung mehr gab, dass ich Cristous Sterben<br />

zusehen würde, so wie ich Pierres Sterben zugesehen hatte.»<br />

«Es war das Weib in der Stadt, nicht wahr? <strong>Die</strong> Hexe», meinte<br />

Fabiou.<br />

Frederi nickte fahrig. Seine Zähne schlugen aufeinander trotz der<br />

brütenden Hitze, die bereits jetzt die Mauerkrone in eine Ofenplatte<br />

verwandelte. «Sie handelte damals oft mit Kräutern und allerlei<br />

Mixturen auf dem Markt. Am Abend ging ich zu ihr. Sie wollte<br />

zuerst nichts von der Sache wissen, sie war keine Giftmischerin.<br />

Aber schließlich konnte ich sie überzeugen. Sie erzählte mir von<br />

einem Extrakt, der in geringen Mengen genommen ein Heilmittel,<br />

in hohen Dosen aber absolut tödlich sei. Sie schwor mir, dass<br />

es kein schlimmer Tod sei, dass man einfach einschlafen würde.<br />

Ich nahm ihr genug von dem Zeug ab, dass es für zwei Menschen<br />

reichen würde.»<br />

«Für zwei?», wiederholte Fabiou.<br />

«Gott, denkst du, ich hätte deinen Vater töten und dann weiterleben<br />

wollen?» Frederi lachte bitter auf. «Ich leerte das ganze Zeug<br />

in einen Krug mit starkem Wein, in der Hoffnung, dass das den bitteren<br />

Geschmack überdecken würde. Dann bat ich erneut um eine<br />

Besuchserlaubnis für Cristou. Ich sagte, ich wolle ein letztes Mal<br />

versuchen, ihn zu überzeugen, dem Protestantismus abzuschwören.<br />

Sie machten mir klar, dass es in der Tat das letzte Mal sein würde, ab<br />

morgen würde sich der Inquisitor seiner annehmen. Ich ging also zu<br />

deinem Vater. Ich flehte ihn in der Tat ein letztes Mal an, doch endlich<br />

nachzugeben, aber es war so aussichtslos wie eh und je. Dann<br />

zog ich die Flasche Wein hervor und meinte, wir sollten ein letztes<br />

Mal zusammen trinken. Er hat… irgendetwas gemerkt. Er sprach<br />

ganz sonderbar dann. Er sagte, er wisse, dass er bald sterben würde,<br />

und dass seine größte Sorge sei, was aus seiner Familie würde. Er<br />

sagte, er wisse, wie sehr ich Madaleno liebe, und dass niemand besser<br />

geeignet sei als ich, mich ihrer und seiner <strong>Kinder</strong> anzunehmen.<br />

Und dann verlangte er, dass ich ihm schwor, mich um Madaleno zu<br />

kümmern und euch, seine <strong>Kinder</strong>, großzuziehen, als ob es meine<br />

eigenen wären. Ich flehte ihn an, das nicht von mir zu verlangen,<br />

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