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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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war mit einem Läufer aus Leinenstramin mit golddurchwirkten<br />

Seidenstickereien ausgelegt, die Mauern überspannten Seidentapeten<br />

im italienischen Pilaster-Muster mit zierlichen Reben- und<br />

Akanthus-Ornamenten verziert. Man geleitete sie in einen Warteraum<br />

mit bequemen, samtüberspannten Sesseln, und der <strong>Die</strong>ner<br />

eilte, ihnen etwas Eiswasser zu bringen. Bruder Antonius inspizierte<br />

die Gemälde an den Wänden mit gerunzelter Stirn. «Das ist<br />

zwar nicht gerade Michelangelo», meinte er, «aber ich denke, man<br />

kann trotzdem vermuten, dass die Geschäfte <strong>des</strong> Herrn Pet ri nicht<br />

allzu schlecht laufen.»<br />

Hinter ihnen öffnete sich eine Tür, und ein hochgewachsener<br />

älterer Herr in einem langen dunklen Gewand betrat den Raum.<br />

<strong>Die</strong> kalten, scharfen Augen unter dem hohen Stirnansatz und die<br />

gebogene Nase ließen Fabiou spontan an einen Raubvogel denken,<br />

einen Adler zum Beispiel. Na, vielleicht doch eher an einen Geier.<br />

«Ich bin Alois Dräger, Buchhalter von Herrn Petri», sagte er in<br />

exzellentem Französisch. «Wie kann ich Euch behilflich sein?» Er<br />

musterte zuerst Fabiou und dann Bruder Antonius mit einem abschätzigen<br />

Blick.<br />

«Wir hätten gerne Herrn Petri gesprochen – persönlich», meinte<br />

Bruder Antonius.<br />

«Es tut mir leid, Euch das sagen zu müssen, aber Herr Petri ist<br />

sehr beschäftigt und empfängt nur angemeldete Besucher.» Der<br />

Tonfall in seiner Stimme ließ nichtgerade auf allzu großes Bedauern<br />

schließen. Schwer zu sagen, ob er katholisch war – auf jeden<br />

Fall war in seinen Augen eine Mönchskutte kein Argument, Herrn<br />

Petribei der Arbeit zu stören<br />

«Vielleicht hat Herr Petri an einem anderen Tag Zeit für uns?»,<br />

fragte Bruder Antonius höflich.<br />

«Einen Termin könnte ich Euch frühestens Mitte Juli geben»,<br />

erklärte der Buchhalter eisig. «Herr Petri ist ein vielbeschäftigter<br />

Mann.»<br />

«Könnte man denn keine Ausnahme machen?», fragte Fabiou<br />

hoffnungsvoll. «Es wird nicht lange dauern, wirklich nicht!»<br />

«Ich sagte bereits…», die Raubvogelaugen nahmen etwas Mörderisches<br />

an, «… Herr Petri ist sehr beschäftigt!»<br />

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