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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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umher. <strong>Die</strong> Soldaten durchstreiften das Umland und töteten, wessen<br />

sie habhaft werden konnten. Zum Teil wurden auch Gefangene<br />

gemacht; man sagt, dass geplant sei, die Männer an die Galeeren zu<br />

verkaufen, die Frauen und <strong>Kinder</strong> in die Prostitution.<br />

Wir ritten zurück in Richtung Mérindol. Kurz hinter Lourmarin<br />

stießen wir auf eine Gruppe von <strong>Kinder</strong>n, die es geschafft hatten,<br />

Mayniers Truppe aus dem Weg zu gehen. Sie berichteten, dass eine<br />

Gruppe verirrter Frauen und <strong>Kinder</strong> in der Kirche von Mérindol<br />

Zufluchtgesucht hatten. Wir jagten los, wieder in Richtung Mérindol,<br />

wohl wissend, was diese unglücklichen Menschen erwartete,<br />

falls sie beim Eintreffen von Mayniers Truppe noch dort wären.<br />

Es gelang uns, Mayniers Armee im Süden zu umgehen, doch wir<br />

erreichten Mérindol nur knapp vor ihnen, und der Lärm der näher<br />

rückenden Soldaten hing bereits über dem Land, als die ersten<br />

Häuser <strong>des</strong> Dorfes vor uns auftauchten.<br />

In der Kirche drängten sich an die dreißig Frauen, zum Teil<br />

Schwangere, zum Teil Alte, zum Teil welche mit Säuglingen und<br />

Kleinkindern in den Armen, dazu an die zwanzig ältere <strong>Kinder</strong>. Wer<br />

sie waren, weiß ich nicht, sicher stammten sie nicht aus Mérindol,<br />

und was sie dazu gebracht hatte, ausgerechnet in jenem verfluchten<br />

Ort Zuflucht zu suchen, ist mir ebenso unbegreiflich. Wahrscheinlich<br />

waren sie, die Langsamen, Schwachen, von den Fliehenden aus<br />

einem der anderen Orte zurückgelassen worden und hatten sich in<br />

die Kirche geflüchtet, in der irrigen Hoffnung, dass ihre Verfolger<br />

es nicht wagen würden, ihnen an diesem heiligen Ort etwas zuleide<br />

zu tun. Wie unbegründet diese Hoffnung war, wie weit die Verachtung<br />

jener Barbaren gegenüber allem Heiligen wirklich ging,<br />

würden wir einige Tage später in Cabrières erleben müssen.<br />

In aller Eile rannten wir zur Kirche und riefen den Frauen zu,<br />

dass das Heer im Anmarsch und sie ihres Lebens nicht sicher seien,<br />

wenn sie blieben. In Panik flohen diese daraufhin auf die Wälder<br />

zu. Doch es waren Alte und Kranke unter ihnen, die nur langsam<br />

vorankamen, und der Weg bis zum Waldrand war weit und führte<br />

einen ungeschützten, steil ansteigenden Hang hinauf, und Mayniers<br />

Söldner rückten mit jeder verstreichenden Minute näher.<br />

Eine kurze Zeitlang trugen wir uns mit dem Gedanken, uns ihnen<br />

in den Weg zu stellen, den fliehenden Menschen den Rücken zu<br />

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