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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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<strong>Die</strong> Finanzlage erlaubte kein ordentliches Frühstück mehr, weshalb<br />

sie sich damit begnügten, bei einem Bäcker einen Laib Brot zu<br />

kaufen. An einem öffentlichen Brunnen tränkten sie ihre Pferde<br />

und füllten ihre Wasserflaschen auf. Frederi Jùli machte sich einen<br />

Spaß daraus, die anderen beiden mit Wasser vollzuspritzen, doch<br />

weder Fabiou noch Loís hatten Lust darauf, zurückzuspritzen.<br />

«Wir sollten einen anderen Weg zurück nehmen», meinte<br />

Loís. «Falls uns einer gefolgt ist und uns jetzt auf dem Rückweg<br />

auflauert.»<br />

«Einen anderen Weg? Was für einen anderen Weg denn?»<br />

«Über die Aupiho nach Sant Roumié. Und dann entlang der<br />

Durenço weiter nach Ais.»<br />

«Das ist ein Umweg von min<strong>des</strong>tens einem halben Tag», murmelte<br />

Fabiou.<br />

«Und wenn’s ein ganzer Tag wäre – lieber einen Tag später ankommen<br />

als nie!», sagte Loís ärgerlich. Er hatte sein Bündel aufgefaltet<br />

und sah mit starrem Blick auf den schwarzen Lauf der Arkebuse.<br />

Fabiou seufzte tief. «Also von mir aus – reiten wir eben über<br />

St. Roumié», sagte er und sprang vom Brunnenrand.<br />

Loís reagierte nicht. Fabiou bemerkte die feuchten Flecken, die<br />

seine Finger auf dem dunklen Metall hinterließen. «Ich könnte niemals<br />

abdrücken, Baroun», sagte er leise, «wisst Ihr, ich könnte es<br />

einfach nicht.»<br />

Fabiou wandte sich hastig ab und schritt zu seinem Pferd.<br />

Sie verließen Arle also in nördlicher Richtung. Es war noch<br />

früh am Morgen, noch war die Luft frisch und kühl, und Fabiou<br />

meinte, man sollte sehen, dass man vorankam, bevor es wieder so<br />

verdammt heiß würde. Auf der Straße herrschte gähnende Leere;<br />

es war Sonntag, <strong>des</strong>halb fehlten die Fuhrkarren und die Gespanne<br />

der Bauern, auf die man sonst um diese Zeit zu treffen pflegte.<br />

Sie ritten an der Benediktinerabtei von Montauban vorbei, die wie<br />

eine gepanzerte Belagerungsmaschine auf dem Hügel kauerte. Vor<br />

ihnen ragte die zerklüftete Bergkette der Aupiho wie eine zersplitterte<br />

Eisscholle in den samtblauen Himmel. Zur Linken, fast<br />

unsichtbar, eine weiße Felsenkrone unter weißen Felsenkronen,<br />

thronte die Festung der Baus auf dem Kamm der Berge.<br />

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