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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Sie schrie auf vor Wut und Kränkung. «Verschwinde!», rief sie.<br />

«Lass mich zufrieden, du Bastard, verschwinde!» Sie schlug heulend<br />

auf die Decken unter ihren Knien ein. «Verschwinde!»<br />

Hannes stand auf «Ichhole dir noch etwas Wasser», sagte er und<br />

ging aus dem Zelt.<br />

Sie zitterte vor Wut, während sie so aufdem Boden kauerte. Nie<br />

zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so gedemütigt gefühlt. Sie bot<br />

diesem Hund ihre Unschuld an, und er wies sie ab! Sie hätte ihn<br />

umbringen können! Sie hätte sich umbringen können vor Scham!<br />

Sie heulte und schimpfte und schlug mit beiden Händen auf den<br />

Boden ein, auf dem sie saß.<br />

Draußen war es dunkel geworden, das Zelt nur noch von einer<br />

flackernden Laterne beleuchtet,die von einem Haken am mittleren<br />

Stützpfosten baumelte. Von fern her waren die Stimmender Gaukler<br />

zu hören. Catarino saß da mit gerunzelter Stirn und betastete<br />

den harten Gegenstand, der sich unter der Decke abzeichnete. Es<br />

war eben die Decke, die Hannes im Moment ihres Eintretens über<br />

den Boden geworfen hatte. Einen kurzen Augenblick lang zögerte<br />

sie,dann schlug sie sie zurück.<br />

Es war ein Gegenstand aus einem Puppentheater. Nein, eher aus<br />

einem Umzug der Carnava. Eine Maske, gearbeitet aus leichtem<br />

Holz, die fein geschnittenen Augen, die scharfe Nase, das Relief<br />

der Wangen, selbst die Augenbrauen ausgearbeitet bis ins kleinste<br />

Detail, und dazu die unglaublich sorgfältige Bemalung, makellos<br />

das Weiß <strong>des</strong> Gesichtes, das zarte Rosé der Wangen, das Schwarz<br />

der Brauen und daskräftige Rotder lachenden Lippen, und darüber,<br />

schreiend in seiner Intensität, der grelle, tiefrote Blutstropfen, der<br />

aus dem rechten Auge fiel, die rechte Gesichtshälfte durchschnitt,<br />

um aufdem Kinn auszulaufen.<br />

Sie war erstarrt. So viele Gedanken, die ihr im Bruchteil eines<br />

Augenblicks durchden Kopf schossen. <strong>Die</strong> Maske mit den blutigen<br />

Tränen. <strong>Die</strong> Maske <strong>des</strong> Mörders. Cristino hatte sie an einem Fenster<br />

im zweiten Stock gesehen. Kein Menschkann zu einem Fenster<br />

im zweiten Stock hereinsehen. Kein Mensch außer einem Akrobaten.<br />

Der Mann, der Alessia umgebracht hatte, eingestiegen zu<br />

einem Fenster. Der Mann, der vor Fabious Augen aus dem Zimmer<br />

<strong>des</strong> ermordeten Notars gestürzt war.<br />

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