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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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und willen- und kommentarlos ließ Cristino es sich anlegen, während<br />

sie mit starr geradeaus gerichtetem Blick die Wand anstierte<br />

und ihre Finger so bebten, dass sie nicht in der Lage war, ihre Ringe<br />

anzustecken. Später, beim Frühstück, saß sie stumm und blass auf<br />

ihrem Platz, und von dem Eierkuchen, den Oma Felicitas’ Köchin<br />

gezaubert hatte – und der wirklich traumhaft schmeckte –, brachte<br />

sie nicht mehr als zwei Bissen herunter. Ihre Verfassun g fiel im Übrigen<br />

aber nicht weiter auf. <strong>Die</strong> ganze Tafel war in leichtgedrückter<br />

Stimmung, was daran lag, dass der Cavalié ziemlich ärgerlich war.<br />

Und das wiederum lag daran, dass Fabiou fehlte.<br />

Derselbe spazierte zur Tür herein, als die Familie gerade dem<br />

Nachtisch zusprach, ein seliges Strahlen auf seinem Gesicht. «Wo<br />

warst du so lange?», fragte der Cavalié finster.<br />

«Spazieren», entgegnete Fabiou unschuldig.<br />

«Spazieren! Zur Frühstückszeit!»<br />

«Na ja, ich wusste ja nicht, wie lange Ihr noch schlaft …»<br />

«Du hättest ja wohl wenigstens einem <strong>Die</strong>ner Bescheid sagen<br />

können, damit wir wissen, wo du bist! Deine Mutter hat sich schon<br />

Sorgen gemacht, bei all den schrecklichen Dingen, die zurzeit<br />

passieren!»<br />

«Aber ich war dochgar nicht weit!»<br />

«Widersprich mir nicht!» Frederi war gewaltig sauer. «Ich habe<br />

deinem Vater auf dem Totenbett versprochen, mich um dich zu<br />

kümmern, und ich werde nicht zulassen, dass dir in deinem jugendlichen<br />

Leichtsinn etwas zustößt! Das war das letzte Mal, dass<br />

du dich ohne Erlaubnis von zu Hause entfernt hast, verstanden?»<br />

Immer die alte Leier! «Ja, Vater. Verstanden.» Fabiou setzte sich<br />

an den Tisch und starrte auf den Eierkuchen, den der <strong>Die</strong>ner vor<br />

seine Nase platzierte. «Vater?»<br />

«Was noch?», fauchte Frederi.<br />

«Vater, ähm… ich habe da gestern so eine Geschichte gehört…<br />

von La Costo und Lourmarin und den Waldensern… Ist es wahr,<br />

dass Maynier sie einfach alle hat umbringen lassen?»<br />

Verwunderte Blicke von Catarino, Cristino und Frederi Jùli.<br />

Das Schweigen der Erwachsenen war so eisig, dass es Fabiou nicht<br />

weiter gewundert hätte, wäre das Wasser in den Gläsern gefroren.<br />

Dann fuhr Onkel Philomenus auf. «Wer hat das gesagt, hä? Wel-<br />

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