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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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<strong>Die</strong> Leute um Eustache Marron, verfolgt von ihren Mitmenschen<br />

und der Gerichtsbarkeit, haben nur das getan, was ihnen ihr Gewissen<br />

und ihr Verstand gebot, und wir sehen nicht, dass sie das zu<br />

Verbrechern macht.<br />

Ungeachtet Johannis’ moderatem Bericht trieben besagte Mitglieder<br />

<strong>des</strong> Parlaments ihre Hetztiraden gegen die Waldenser weiter.<br />

Seit der Ernennung von Jean Maynier d’Oppède zum Ersten<br />

Präsidenten <strong>des</strong> Parlaments und de la Font zum Zweiten Präsidenten<br />

wurden regelmäßig Ersuche an den König geschickt, in denen ihm<br />

in den erschreckendsten Farben die angeblichen kriegerischen Aktivitäten<br />

der Waldenser im Lubéron geschildert und die Rücknahme<br />

<strong>des</strong> Gnadenerlasses gefordert wurde. <strong>Die</strong> Menschen von Mérindol,<br />

die von diesen Berichten erfuhren, verfassten daraufhin selbst<br />

ein Schreiben an den König, in dem sie erklärten, dass die Anschuldigungen<br />

<strong>des</strong> Parlaments haltlos seien und sie nie auch nur daran<br />

gedacht hätten, mit Waffengewaltgegen die Gesetze zu rebellieren<br />

oder die Menschen der Gegend zu bedrohen. Der König beschloss<br />

daraufhin, selbst zwei Kommissare in den Lubéron zu schicken, einen<br />

Juristen und einen Theologen, die sich eine unabhängige Meinung<br />

von den dortigen Vorgängen bilden sollten. Ein Aufschrei der<br />

Empörung ging durch das Parlament. Warum wohl? Hätten die<br />

Hetzparolen eines Maynier und eines de la Font der Wahrheit entsprochen,<br />

dann hätten sie sichglücklich schätzen müssen, dass zwei<br />

Vertrauenspersonen <strong>des</strong> Königs ihre Anschuldigungen überprüfen<br />

und bestätigen sollten. Doch offensichtlich mussten die Genannten<br />

und ihre Gleichgesinnten befürchten, dass die Untersuchung der<br />

königlichen Kommissare nicht nur ihre Anschuldigungen als haltlos<br />

erwies, sondern auch den Beweis erbrachte, dass sie, statt wie<br />

es Richtern anstand, unparteiisch über das Gesetz und die Rechte<br />

der ihnen unterstellten Personen zu wachen, voreingenommen im<br />

Interesse einer Seite gegen besagte Personen vorgingen, ja, dass sie<br />

dies mit dem Vorsatz taten, sich selbst durch die Vertreibung und<br />

Enteignung der Waldenser zu bereichern oder ihren Verwandten<br />

zu größerem Reichtum zu verhelfen, dass letztlich ein beträchtlicher<br />

Teil <strong>des</strong> Parlaments korrupt, parteiisch und vorteilsnehmend<br />

war. <strong>Die</strong>ser Beweis hätte den Arrêt de Mérindol und den Gewinn,<br />

den sie sich dadurch versprachen, in weite Ferne gerückt. Also wur-<br />

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