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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Händen ein Kreuz hielt, und der dritte ein Gerichtsdiener, der die<br />

vierte Person mit sich schleifte.<br />

Es war die alte Wahrsagerin.<br />

Sie klammerte sich an den Arm <strong>des</strong> Gerichtsdieners, während sie<br />

vorwärtshumpelte. Selbst auf diese Entfernung erkannte Cristino,<br />

wie mitgenommen sie aussah. Ihre Augen blickten blutunterlaufen<br />

aus tiefen, dunklen Höhlen hervor. Ihr Gesicht hatte die Farbe von<br />

Asche.<br />

Das Medaillon brannteauf Cristinos Handfläche.<br />

Der Richter räusperte sich jetzt. Er sah furchtbar nervös aus. Er<br />

war noch recht jung, offenbar war dies das erste Mal, dass er eine<br />

Hexe aburteilte, und offenbar hatte er furchtbare Angst, sich in<br />

irgendeiner Form zu blamieren. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß.<br />

Er zückte einen kleinen Zettel, auf dem er sich offensichtlich ein<br />

paar Notizen zu der von ihm verlangten Ansprache gemacht hatte,<br />

räusperte sich erneut und begann mit vor Nervosität überschnappender<br />

Stimme: «Im Namen der Stadt Aix, <strong>des</strong> Königs von Frankreich<br />

und Jesu Christi, Amen.» Er brach ab, ließ einen unruhigen<br />

Blick über die Menge gleiten, so als befürchte er, jemand könnte<br />

lachen. Doch niemand lachte, und leidlich beruhigt fuhr der junge<br />

Richter fort: «Da wir, der Richter Martin Blochamp, bestellt von<br />

der Stadt Aix zum Schutz von Recht und Gesetz, mit allen unseren<br />

Kräften begehren und aus vollem Herzen wünschen, dass das<br />

uns anvertraute Volk in der Einheit und Erhabenheit <strong>des</strong> rechten<br />

Glaubens …», er brach ab und starrte etwas durcheinander auf seine<br />

Notizen, «äh… <strong>des</strong> rechten Glaubens eifrig unterwiesen und<br />

von aller Pest der ketzerischen Verkehrtheit innerlich ferngehalten<br />

werde, ordnen wir an…»<br />

«Oh, Mann», stöhnte Alexandre, seine juristische Bildung demonstrierend,<br />

«der zitiert den halben Hexenhammer. Etwas Originelleres<br />

ist ihm wohl nicht eingefallen! – Cristino, ist Euch nicht<br />

wohl? Ihr seidso bleich.»<br />

«… ordnen wir an, wie es uns nach dem uns übertragenen Amt<br />

zusteht, zum Ruhme und zur Ehre <strong>des</strong> verehrungswürdigen Namens<br />

Jesu Christi und zur Ehrung <strong>des</strong> heiligen, rechten Glaubens,<br />

wie auch zur Niederdrückung der ketzerischen Verkehrtheit besonders<br />

bei den Zauberern und Hexen, dass die hier anwesende<br />

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