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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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taucht er dann nicht mehr auf. Daraus schließe ich, dass er es irgendwie<br />

geschafft hat zu entkommen.»<br />

Crestin starrte ihn an. Er wirkte plötzlich etwas beunruhigt.<br />

«Und selbst wenn es so sein sollte», murmelte er, «was hätte dieser<br />

Nicoulau für einen Grund, den Notar und Euren deutschen Kaufmann<br />

umzubringen? Und warum sind dann auf der anderen Seite<br />

Leute wie Maynier und Archimède Degrelho noch am Leben?»<br />

«Nun, es ist doch durchaus möglich, dass der Notar und auch<br />

Trostett in irgendeiner Form zur Ergreifung der Antonius-Jünger<br />

beigetragen haben. Man könnte das doch überprüfen… man<br />

müsste zum Beispiel nur die Akten <strong>des</strong> Notars aus dem Jahre 1545<br />

untersuchen…» Fabiou ignorierte, dass Crestin unwillig die Augen<br />

verdrehte, und fuhr fort: «Da wir beim Thema sind – hatte Joan lou<br />

Pastre eigentlich eine Schwester?»<br />

«Wie bitte?»<br />

«Vorhin, auf der Straße, kurz bevor der Kahle aus der Haustür<br />

kam, da hat jemand gesungen. Es war die Melodie von ‹Aqueli<br />

mountagno›, aber der Text war ein anderer. Es ging los mit ‹Joan<br />

sieu lou pastre›, und an irgendeiner Stelle hieß es dann: ‹adiéu, ma<br />

soreto›.»<br />

Crestin zuckte mit den Schultern. «Keine Ahnung. Kann gut<br />

sein, dass der Kerl eine Schwester hatte. Kann genauso gut auch<br />

nicht sein. In der Sprache dieser Leute wird oft auch eine Geliebte<br />

als ‹Schwester› bezeichnet.»<br />

«In dem Lied hieß es dann, die Schwester sei getötet worden<br />

– wenn ich’s richtig verstanden habe», erklärte Fabiou.<br />

«<strong>Die</strong> meisten dieser Kerle sind damals getötet worden», antwortete<br />

Crestin seufzend. «Wenn Joan eine Schwester oder eine Geliebte<br />

hatte, ist davon auszugehen, dass es ihr nicht anders erging.»<br />

«Findet Ihr das gerecht?» Fabiou fixierte ihn aus zusammengekniffenen<br />

Augen. Er dachte an Loís.<br />

«Was?» Der Viguié starrte ihn fassungslos an.<br />

«Na, dass man die Weiber und <strong>Kinder</strong> dieser Räuber getötet hat<br />

– nur weil sie die Weiber und <strong>Kinder</strong> dieser Räuber waren.»<br />

Der Viguié antwortete nicht gleich. «Gerecht», sagte er schließlich,<br />

«ist nur Gott.» Er holte tief Luft und wandte sich um. «Ich<br />

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