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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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vielleicht, ein hübscher junger Senher mit blitzenden Stiefeln,<br />

eleganter, seine schlanke Gestalt betonender Kleidung und einem<br />

Degen mit ziseliertem Griff an seiner Seite. So frisch, so lebendig<br />

wirkte das Bild, dass man fast erwartete, der junge Mann würde im<br />

nächsten Augenblick aus dem Rahmen heraustreten.<br />

«Vater!», schrie Catarino. «Gott, das gibt es doch nicht. Es ist<br />

so … ähnlich!»<br />

Fabiou trat näher und musterte den jungen Mann mit den roten<br />

Haaren und den funkelnden grünen Augen. Er hatte keinerlei<br />

Erinnerung an seinen Vater, ob das Bild ihm ähnlich war, konnte<br />

er daher nicht beurteilen. Aber es sah wirklich unglaublich lebensecht<br />

aus. «Wer hat das gemalt?», fragte er bewundernd.<br />

«Frederi», sagte Oma Felicitas.<br />

Alle starrten sie an. «F-F-Frederi?», stotterte Cat arino<br />

entgeistert.<br />

«Das gibt’s doch nicht!», krächzte Fabiou.<br />

Sogar Cristino war aus ihrer Erstarrung erwacht. « Incroyable!»,<br />

flüstertesie.<br />

«Ohja, Frederi. Er war begabt, das dürft ihr mir glauben», sagte<br />

Oma Felicitas.<br />

«Frederi kann malen?», schrie Catarino fassungslos.<br />

«Und zu mir sagt er immer, Kunst sei Zeitverschwendung»,<br />

meinte Fabiou kopfschüttelnd eingedenk diverser Diskussionen<br />

über Sinn und Unsinn der Poesie.<br />

«Alle Bilder in diesem Raum sind von ihm, einschließlich der<br />

Bildunterschriften.» Sie wies auf den Rahmen <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> vor ihnen.<br />

Auf eine kleine ausgesparte Fläche war in scharfen Lettern auf<br />

hellem Untergrund geschrieben: Cristou Kermanach de Bèufort,<br />

studiosus iuris prudentiae in urbe Aquis Sextiis – Cristou Kermanach<br />

de Bèufort, Student der Rechtslehre in der Stadt Ais. Neben<br />

dem Bild war an einem Haken ein Degen samt Scheide und Gurt<br />

aufgehängt, ein kurzer Vergleich mit dem Bild zeigte Fabiou, dass<br />

es der Degen seines Vaters sein musste.<br />

Sie sahen sich um. Der Raum war ein kleiner salon, eine Art<br />

Miniaturausgabe <strong>des</strong> großen einen Stock tiefer. Das Fenster ging<br />

nach Norden heraus, was zur Folge hatte, dass im Inneren gedämpftes<br />

Zwielicht herrschte, hell genug jedoch, um die Bilder zu<br />

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