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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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zu stehlen. Schließlich trieb mich der Hunger aus der Stadt. Ich<br />

dachte,dass ich vielleicht aufdem Land,bei den Bauern etwas Essbares<br />

finden könnte, doch die Bauern passten ebenso gut auf ihre<br />

Vorräte auf wie die Städter. Irgendwann, auf der Straße nach Lauri,<br />

konnte ich nicht mehr weiter. Ich blieb einfach liegen, auf dem<br />

vereisten Boden am Straßenrand. Mir war klar, dass ich erfrieren<br />

würde, aber, weißt du, in diesem Moment erschien mir das die<br />

beste Lösung. Als dieser Reiter schließlich auf der Straße erschien<br />

und sein Pferd neben mir anhielt, da war ich überzeugt, es sei der<br />

Engel Gabriel, der mich ins Paradies bringen wollte. Aber es war<br />

nicht der Engel Gabriel. Es war der Joan.» Bruder Antonius sah auf,<br />

und sein Blickbrannte so in Fabious Nacken,dass dieser schließlich<br />

nicht anders konnte, als sich umdrehen und Antonius in die Augen<br />

sehen. «Er hat mir das Leben gerettet, Fabiou, verstehst du? Ich<br />

hätte alles für ihn getan.»<br />

Fabioudachte andas, was Suso über Joanlou Pastre gesagt hatte.<br />

Und Loís. Vielleicht fand er es einfach ritterlich.<br />

«Er war so ein unglaublicher Mensch», murmelte Bruder Antonius,<br />

versunken in eine ferne Erinnerung. «Ich meine, er war doch<br />

nur ein Leibeigener, ein Schäfer, jemand, der nie auch nur den Funken<br />

einer Bildung erhalten hatte. Aber er besaß die Fähigkeit, die<br />

Menschen mit einem einzigen Satz für sich einzunehmen. Er war<br />

noch ein halbes Kind, als Anfang der dreißiger Jahre seine Karriere<br />

als Räuberhauptmann begann. Joan stammte aus einem Dorf im<br />

Luberoun, den Namen habe ich vergessen. Er hatte eine Schwester,<br />

eine Zwillingsschwester, Soufio, ein hübsches junges Ding. So<br />

hübsch, dass sie im Alter von gerade fünfzehn Jahren vom Verwalter<br />

ihres Herrn hinter einen Busch gezerrt wurde. Joan kam<br />

seiner Schwester zu Hilfe, indem er den Verwalter niederschlug.<br />

Das Vergehen wurde als Aufstand gegen die gottgegebene Ordnung<br />

gewertet, weshalb Joan und seine Schwester in die Wälder<br />

fliehen mussten. Zusammen mit anderen geflohenen Leibeigenen<br />

schlugen sie sichdort mehr schlecht als recht durch. Es war die Zeit<br />

<strong>des</strong> kaiserlichen Feldzugs, der 1535 die halbe Prouvenço in Schutt<br />

und Asche legte. Eines Tages, kurz nach Abzug der Kaiserlichen,<br />

lasen sie einen jungen Soldaten auf, der als Söldner auf der Sei-<br />

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