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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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in einer Zeitder Verbohrtheitund <strong>des</strong> Fanatismus! Ich schließe sie<br />

jeden Abend in meine Gebete mit ein!»<br />

<strong>Die</strong>ser Ausbruch in unmittelbarer Gegenwart der katholischen<br />

Lokalprominenz war so ähnlich, als hätte sie «Lang lebe Luther»<br />

gerufen, und die Dame Castelblanc konnte gar nicht so schnell fächern,<br />

wie ihr die Röte <strong>des</strong> Entsetzens ins Gesicht stieg, während<br />

Onkel Philomenus zum Ausgleich kreidebleich wurde. Zwischen<br />

den Brüdern Pontevès, dem Bischof und dem königlichen Intendanten<br />

wurden indignierte Blicke gewechselt. Allein die Mancoun<br />

bewahrte ihr maskenhaftes Lächeln, und der ehemalige Konsul<br />

Servan brach plötzlich in einen Hustenanfall aus, der verdächtig<br />

nach unterdrücktem Gelächter klang.<br />

Auf dem harten Gesicht der Königin erschien ein kleines, fast<br />

mädchenhaftes Lächeln bei Oma Felicitas’ Worten. « Oh», sa gte sie<br />

und errötete wie ein Kind, das man für seine erste Stickarbeit gelobt<br />

hat. Offenbar war sie derart freundliche Worte nicht sonderlichgewohnt,<br />

zumin<strong>des</strong>t nicht jenseits der Grenzen Navarras.<br />

«Nun denn, die Gastfreundschaft <strong>des</strong> Hauses Mancoun erwartet<br />

Euch», sagte die Mancoun mit einer einladenden Handbewegung<br />

in Richtung der reichhaltig gedeckten Tische, die den Rasen zu beiden<br />

Seiten flankierten, und ihrem ungeduldigen Gesicht war anzusehen,<br />

dass es ihr eilig wurde, diese Vorstellungsrunde zu beenden.<br />

Schließlich warteten bereits die nächsten Gäste.<br />

Das buffet war auch, so zumin<strong>des</strong>t die Meinung von Fabiou und<br />

Frederi Jùli, eine sinnvolle Alternative zu Hofknicksen und artigen<br />

Begrüßungsformeln. Wenn den später gekommenen Gästen auch<br />

das große Festmahl entgangen war, hungern mussten sie heute<br />

definitiv nicht. <strong>Die</strong> Tische bogen sich regelrecht unter gebratenen<br />

Wachteln, Fleischspießchen, Soufflés,gefüllten Truthähnen, Spanferkeln,<br />

süßen Crèmes, Zuckergusstorten und kandierten Früchten.<br />

<strong>Die</strong> Warteschlange war trotz der Anzahl der Tische beträchtlich,<br />

Ais’ Noblesse drängte sich vor den Speisen, als hätte man eine<br />

Woche lang nur von Weihwasser gelebt, und Fabiou und Frederi<br />

Jùli hielten es für ratsam, sich zeitig in die Reihe der Hungrigen<br />

einzureihen, bevor diese die Tische kahlgefressen hatten wie einst<br />

die Heuschrecken die Felder von Ägypten. <strong>Die</strong> Mädchen folgten<br />

ihrem Beispiel – die kandierten Früchte waren einfach zu verlo-<br />

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