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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Hm ja, das ist … nett von ihr», sagte Fabiou lahm, dem es<br />

schwerfiel, ein gutes Haar an Alessia zu lassen.<br />

Wieder schüttelte Victor den Kopf. «Ich frage mich, was sie damit<br />

bezweckt», murmelte er.<br />

«Bezweckt?»<br />

«Himmel, Fabiou, so eine tut das doch nicht aus Nächstenliebe.<br />

<strong>Die</strong> will was. Geschenke vielleicht. Kann sein, da ss sie denkt, meine<br />

Mutter hat keine Tochter und sehnt sich nach einem jungen weiblichen<br />

Geschöpf, das sie mit Kleidern und Schmuck überschütten<br />

kann. Aber da hat sie sich geschnitten! Meine Mutter hat gar kein<br />

Geld zur Verfügung, und Vater fällt auf so eine nicht ‘rein.»<br />

«Meinst du im Ernst?», fragte Fabiou. «Ich meine… na, Weiber<br />

eben. Wenn sie einen leidenden Menschen sehen, weckt das eben<br />

ihre Muttergefühle.»<br />

«Fabiou, verdammt, meine Mutter ist nicht leidend!», fi el ihm<br />

Victor ins Wort.<br />

«Wieso, sie ist doch…»<br />

«Fabiou, meine Mutter trinkt!», erklärte Victor.<br />

Fabiou starrte ihn an mit offenem Mund. Victor fuhr sich mit<br />

der Hand durch die Haare. «Ich weiß, Vater erzählt überall, Mutter<br />

habe über den Tod meiner Cousinen den Verstand verloren, aber<br />

so ist es nicht. Meine Mutter ist sehr wohl bei Verstand, wenn sie<br />

nüchtern ist, nur dass das immer seltener vorkommt.»<br />

«Ja, aber…»<br />

«Warum? Oh, Fabiou, wenn ich das wüsste. Mag sein, dass es<br />

wirklich mit dem Tod der Mädchen zusammenhängt. Dass sie ihren<br />

Kummer in Alkohol ersäufen wollte. Was weiß denn ich. Sie<br />

trinkt, seit ich ein kleiner Junge bin, und wenn sie trinkt, redet sie<br />

wirres Zeug und macht verrückte Sachen. Alle paar Wochen steigt<br />

sie aufs Dach und will ‘runterspringen, weil sie sich angeblich so<br />

schrecklich versündigt hat. Aber, Himmel, Vater kann den Nachbarn<br />

ja schlecht erzählen, dass meine Mutter säuft wie ein altes<br />

Bettelweib. Dann lieber die ergreifende Geschichte, dass die Trauer<br />

sie um den Verstand gebracht hat.»<br />

Fabiou wich seinem Blick aus, Jesus, war das wieder peinlich!<br />

«Ja, und Alessia weiß das?»<br />

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