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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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<strong>Die</strong> Großmutter folgte ihrem Blick. «Fortuna.» Sie lächelte. Es<br />

war ein trauriges Lächeln. «Sie war meine Schwester, meine jüngste<br />

Schwester.» Sie lachte auf, was irgendwie auch nicht viel fröhlicher<br />

klang. «Eine Marotte meines Vaters. Er hat sich so sehr gewünscht,<br />

dass wir glücklich werden, also hat er uns diese Namen<br />

gegeben – Felicitas, Beatitudo, Fortuna. – Das heißt alles drei soviel<br />

wie Glück, liebe Schwiegertochter», sagte sie zu Tante Eusebia gewandt,<br />

die sie mit großen, verwunderten Augen anblickte. Oma<br />

Felicitas lachte wieder. «<strong>Die</strong> glücklichen Schwestern, so haben sie<br />

unsgenannt. <strong>Die</strong> glücklichen Schwestern, oh ja.» Sie stieß zischend<br />

die Luft zwischen dengelben Zähnen hervor. «Vater hat sich so getäuscht.<br />

Glückliche Schwestern! Wir machten eine Bootsfahrt auf<br />

der Durenço, Fortuna stand auf, um uns einen Vogel zu zeigen,<br />

und verlor das Gleichgewicht. Sie durchkämmten den Fluss drei<br />

Tage lang mit Netzen, bevor sie ihre Leiche fanden. Kein Glück für<br />

die jüngste der drei glücklichen Schwestern. Genauso wenig wie<br />

für die älteste. Oh, Vater, er hätte alles getan, um mich glücklich<br />

zu machen, nie hätte er mich gegen meinen Willen an irgendein<br />

Scheusal verheiratet, aber das Problem war, ich wollte ja. Robon<br />

war galant, er war gutaussehend, er stammte aus einer guten Familie<br />

– wie konnten mein Vater oder ich ahnen, dass er sich nach<br />

der Hochzeit zu einem nichtsnutzigen, engstirnigen Tyrannen entwickeln<br />

sollte?»<br />

«Mutter!», rief Onkel Philomenus entsetzt.<br />

«Tu nicht so, Philomenus, du weißt genau, dass ich recht habe, er<br />

hat dich oft genuggrundlosgrün und blaugeschlagen. <strong>Die</strong> einzige<br />

gute Idee, die Robon in seinem ganzen Leben hatte, war, in den Piemont<br />

zu ziehen und dort in ein kaiserliches Schwert zu rennen.»<br />

«Mutter!» Das waren jetzt Philomenus und Madaleno im<br />

Duett.<br />

«Beatitudo, ja – sie war vielleicht wirklich glücklich zu nennen.<br />

Ich weiß, sie ist die ‹arme Tante Beatitudo› in eurem Sprachgebrauch,<br />

weil sie einen Bürgerlichen zum Mann genommen hat und<br />

daher gesellschaftlich diskreditiert war, und man behauptet, mein<br />

Vater hätte sie in diese Ehe verkauft, weil er Schulden hatte. Ohja,<br />

mein Vater hatte Schulden, zeit seines Lebens hatte er die, und diese<br />

Heirat kam ihm sicher nicht ungelegen, aber Bea wollte Rouland<br />

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