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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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<strong>Die</strong> provenzalische Sprache war seit dem Niedergang <strong>des</strong> alten<br />

Südens als Schriftsprache praktisch ausgestorben. In der Literatur<br />

wie in offiziellen Texten wurde zunächst Latein, später Französisch<br />

verwendet. Es gab zwar im 16 . Jahrhundert Versuche,die provenzalische<br />

Literatur wiederzubeleben, denen aber nur ein geringer Erfolg<br />

beschieden war. Dennoch wurde das Provenzalische weiterhin<br />

gesprochen, und zwar quer durch alle Bevölkerungsschichten. Allerdings<br />

galt Provenzalisch als hinterwäldlerisch, Französisch war<br />

«in», und es gibt Hinweise, dass die etwas gebildeteren Schichten<br />

der Provence sich in Gegenwart von Franzosen größte Mühe gaben,<br />

Französisch zu sprechen. <strong>Die</strong> gängige Sprache in der Provenceblieb<br />

aber das Provenzalische. Erst die extrem zentralistische Politik in<br />

der Folge der Französischen Revolution im 18. Jahrhundert führte<br />

zu einer zunehmenden Verdrängung <strong>des</strong> Provenzalischen auch aus<br />

dem mündlichen Gebrauch.<br />

Auch in rechtlicher Hinsicht gab es Unterschiede zwischen dem<br />

okzitanischen Raum und dem französischen Norden: Während<br />

im Norden wie in vielen anderen Gebieten Mittel- und Nordeuropas<br />

nach einem Gewohnheitsrecht Recht gesprochen wurde,<br />

war der Süden stark vom – schriftlich fixierten – römischen Recht<br />

beeinflusst. Infolge<strong>des</strong>sen spielten schriftlich niedergelegte und<br />

notariell beglaubigte Verträge im okzitanischen Raum eine viel<br />

größere Rolle als im übrigen Frankreich. <strong>Die</strong>ser Umstand hatte<br />

auch Auswirkungen auf das Erbrecht: während in weiten Teilen<br />

Frankreichs eine geregelte Erbfolge vorherrschte, von der nur in<br />

Ausnahmefällen abgewichen wurde, konnte ein Vater in der Provence<br />

seinen Besitz im Prinzip jedem seiner <strong>Kinder</strong> testamentarisch<br />

vermachen, ein Umstand, der in vielen Fällen zu Rivalitäten<br />

zwischen den Nachkommen führte.<br />

Bezüglichder Religion war der okzitanische Raum schon immer<br />

sehr empfänglich für neue Strömungen, wie bereits an der Bewegung<br />

der Katharer zu sehen war. Zum Ende <strong>des</strong> 12 . Jahrhunderts<br />

entstand in Südfrankreich eine weitere religiöse Bewegung, die<br />

sich in ihren Grundsätzen und Gebräuchen von der katholischen<br />

Kirche absetzte: die Waldenser. Benannt nach ihrem Gründer,dem<br />

Kaufmann Petrus Valdès aus Lyon, predigten die Waldenser Armut<br />

und Bescheidenheit und wandten sich gegen die Prunksucht<br />

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