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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ge wenige, denen es gelang, sich vor den mordenden Soldaten zu<br />

verstecken.»<br />

Er dachte an Cabriero. Sein Cabriero. Niedere Häuser, die sich<br />

vor die Hügel <strong>des</strong> Vaucluso duckten. Wetterfahnen, sich drehend<br />

im Wind. Früher, wenn sie ab und zu auf dem Markt zu Cabriero<br />

waren, hatte er sich manchmal gewundert, wie wenig in dieser<br />

Stadt los war verglichen mit anderen Orten vergleichbarer Größe.<br />

Man sah spielende <strong>Kinder</strong>, doch selten sah man größere Ansammlungen<br />

erwachsener Menschen, und fast nie sah man alte Leute.<br />

Ein verschlafener Ort, hatte er immer gedacht. Kein verschlafener<br />

Ort. Ein ausgebluteter Ort.<br />

«Wir zogen weiter, folgten der Spur der Zerstörung, die Mayniers<br />

Heer hinterlassen hatte. Von Murs hörten wir, dass es ebenfalls<br />

geplündert und niedergebrannt worden sei. Wir lagerten in<br />

der Nähe von Menerbe, das zwar geplündert worden war, <strong>des</strong>sen<br />

Einwohner man aber geschont hatte, da der Ort rein katholisch<br />

war. Doch schon wenige Meilen weiter, in La Coste, bot sich uns<br />

wieder ein Bild unbeschreiblichen Grauens. In der Hoffnung, sie zu<br />

besänftigen und so das Schlimmste zu vermeiden, hatte der Sieur<br />

de La Coste den Soldaten die Tore geöffnet und sie sogar bewirten<br />

lassen, doch diese hatten es ihm vergolten, indem sie niedermachten,<br />

wen sie in die Hände bekamen. Ich finde keine Worte<br />

für die Dinge, die ich dort gesehen habe, all die vergewaltigten,<br />

misshandelten, erschlagenen Menschen, die verstümmelten Leichen<br />

kleiner <strong>Kinder</strong>, die verkohlten Überreste derer, die man in<br />

ihren Häusern verbrannt hatte. Frauen hatten ihre <strong>Kinder</strong> über die<br />

Stadtmauer den Felsabhang hinuntergeworfen und waren dann<br />

selbst in den Tod gesprungen, um der Grausamkeit der Soldaten<br />

zu entgehen. <strong>Die</strong> Straße am Fuß <strong>des</strong> Abhangs war gepflastert mit<br />

ihren zerschmetterten Leichen. Wir sahen dort eine Schwangere,<br />

die wohl etwa im sechsten Monat gewesen war. Sie war tot, doch<br />

es war nicht der Sturz gewesen, der sie getötet hatte. Wir fanden<br />

den Fötus zwischen ihren blutgetränkten Röcken liegend. Dort inmitten<br />

der Toten auf der Straße hatten offensichtlich die Wehen<br />

eingesetzt und war das Kind zur Welt gekommen, woraufhin die<br />

Mutter aufgrund einer Verhaltung der Placenta verblutet war. Das<br />

Kind, so klein und schwach es war, lebte noch. Ein beherztes Mäd-<br />

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