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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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weißem Haar und einem Gesicht, das auch mit den Zeichen <strong>des</strong><br />

fortschreitenden Alters noch äußerst attraktiv wirkte. <strong>Die</strong> <strong>Kinder</strong><br />

sahen einander unglaublich ähnlich, dreimal das gleiche fröhliche,<br />

rundliche Gesicht, die gleichen schwarzen Augen, die gleichen<br />

struppigen Haare, denen weder mit Wasser noch mit Kamm beizukommen<br />

war. Ihre Kleidung war eher praktisch als elegant; die<br />

Herren trugen ein Lederwams, die Frauen einfache, strapazierfähige<br />

Reisekleider. Irgendwo sind es Bauern, murmelte die Dame<br />

Castelblanc ihren Töchtern zu, auch wenn sie einer alten Adelsfamilie<br />

entstammen und einen Barounstitel tragen.<br />

<strong>Die</strong> Barouno forderte die Reisegenossen erst einmal auf, sie auf<br />

einen kleinen Imbiss in die Dorfschenke zu begleiten, eine Einladung,<br />

der man gerne nachkam, schon um sich etwas die Beine zu<br />

vertreten. Der Wirt <strong>des</strong> kleinen Rasthauses am Rande der Straße<br />

war offensichtlich gewarnt gewesen, denn in der kleinen und<br />

ausgesprochen einfachen Wirtsstube war bereits ein Tisch gedeckt,<br />

und zwei Mädchen waren schon damit beschäftigt, Fleisch, Käse,<br />

Brot und Wein aufzutragen. Der Wirt bat die hohen Gäste mit<br />

tausend Bücklingen nach drinnen und versicherte ihnen, dass es<br />

ihr Schaden nicht sein solle, sogar König François, Gott hab ihn<br />

selig, sei hier eingekehrt, und er sei sehr zufrieden gewesen. <strong>Die</strong><br />

Dame Castelblanc blickte zwar etwas indigniert auf die Teller, die<br />

aus Holz waren statt aus Silber, und Tonbecher statt Gläser, aber<br />

der Baroun ging mit gutem Beispiel voran und langte kräftig zu,<br />

und die anderen hatten auch genug Appetit, um es sich trotz der<br />

einfachen Umgebung schmecken zu lassen. Das Gesinde und die<br />

Waffenknechte nahmen an gesonderten Tischen Platz, von denen<br />

ziemlich schnell lautes Lachen und Gerede zu den Herrschaften<br />

herüberdrang.<br />

Der Baroun war ein gesprächiger Mann. «<strong>Kinder</strong>, wo habt ihr<br />

Bèuforts nur die roten Haare her, nicht wahr, Agueto, wie ein<br />

irisches Fischweib!», rief er und lachte dröhnend. «Und die dritte<br />

dafür so blond, dass sie als habsburgische Prinzessin durchgehen<br />

könnte.» Cristino lächelte geschmeichelt über diese Anspielung,<br />

während ihre Zwillingsschwester ein säuerliches Gesicht machte,<br />

der Vergleich mit einem irischen Fischweib schien ihr nicht ganz<br />

so angemessen.<br />

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