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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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marsch sei. Das unerwartete Verschwinden all jener verdächtiger<br />

Personen sorgte, so der Stadtschreiber, im Parlament für großen<br />

Unmut; schließlich seien die Vorbereitungen zur Verhaftung der<br />

Ketzer im Geheimengelaufen, so dass niemand sich erklären konnte,<br />

auf welchen Wegen man in Merindou davon erfahren hatte.<br />

<strong>Die</strong> Fortsetzung fand sich unter November ‘40 . Der Stadtschreiber<br />

ereiferte sich nun darüber, dass die Ketzer von Merindou nicht<br />

nur die Unverschämtheit besaßen, die Vorladung vor das Gericht<br />

in Ais komplett zu missachten, nein, zunehmend häuften sich auch<br />

die Berichte, dass die von Merindou sich bewaffnet haben, um gegen<br />

ein weiteres Vorgehen <strong>des</strong> Gerichtes gewaltsamen Widerstand<br />

zu leisten. Um jenem gefährlichen Treiben der Sekte Einhalt zu<br />

bieten, habe das Parlament mit Wirkung vom 18. November ein<br />

Urteil erlassen, das die neunzehngenannten Personen zum Tod auf<br />

dem Scheiterhaufen verdamme und die Konfiszierung all ihrer Güter<br />

vorsehe sowie die Verhaftung und Aburteilung ihrer Familien,<br />

Frauen, <strong>Kinder</strong> und <strong>Die</strong>nstleute.<br />

Fabiou lehnte sich zurück. Unbehaglich machte er sich klar, wie<br />

sehr sich diese Version der Geschichte von der unterschied, die ihm<br />

der Buous erzählt hatte. Gut, er kannte den Buous, so lange er denken<br />

konnte, und er wusste, dass derselbe viel daherredete, wenn<br />

der Tag lang war. Dennoch. Der Buous gehörte zu den Menschen,<br />

denen das Herz auf der Zunge saß. Möglich, dass er übertrieben<br />

hatte. Aber er hatte ihn ganz bestimmt nicht angelogen.<br />

Wem soll man glauben? Einem Mann, den man ein Leben lang<br />

als aufrecht und geradlinig kennt? Oder einem offiziellen Stadtschreiber,<br />

ein Fremder zwar, aber dafür eine Amtsperson?<br />

Was ist Wahrheit, dachte Fabiou. Der Satz berührte etwas in<br />

ihm, als er ihn in seinem Geist formulierte. Gab es nicht einen<br />

Satz in der Bibel, der so lautete? Und war da nicht irgendetwas<br />

gewesen mit diesem Bibelspruch, etwas, woran er sich eigentlich<br />

erinnernsollte?<br />

Fabiou schüttelte heftig den Kopf und las weiter.<br />

Und im Mai 1541 stieß er dann zum ersten Mal auf den Namen<br />

Discipuli Antonii.<br />

In seiner üblichen detailgetreuen Art listete der Stadtschreiber<br />

minutiös alles auf, was zu Ais über die Raubzüge der Antonius-<br />

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