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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Als diese Männer Euch entführten, meine ich», ergänzte Arnac<br />

de Couvencour erklärend. Im Gegensatz zu seinen Augen ging von<br />

seiner Stimme etwas unglaublich Beruhigen<strong>des</strong>, ja fast Vertrautes<br />

aus.<br />

«Angst?» Ihre Stimme hatte noch immer nicht ganzden Weg zu<br />

ihr zurückgefunden. «Na ja – eigentlich nicht. Irgendwie … war es<br />

nicht wirklich genug.» Sie lachte auf, Mutters bewährtes Bin-ichnicht-ein-Dummerchen-Lachen.<br />

«Das ist albern, was ich da sage,<br />

nicht wahr?»<br />

«Nein, wieso?» Sie spürte sein Achselzucken hinter sich. «Es<br />

ist oft so. Zum Glück. Es gibt einem die Möglichkeit, klar zu<br />

denken.»<br />

Eine seltsame Bemerkung. Sie wusste nicht, wie darauf reagieren,<br />

und flüchtete sich in einen Themawechsel. «Warum habt Ihr<br />

den Räuber vorhin fliehen lassen?»<br />

«Hättet Ihr gewünscht, dass ich ihn töte?», fragte seine Stimme<br />

in ihrem Rücken.<br />

Cristino lächelte kokett. «Hättet Ihr es denn getan, wenn ich es<br />

gewünscht hätte?»<br />

«Nein.»<br />

«Und warum nicht?»<br />

«Wartet mal … ich glaube, da gibt es so eine Bibelstelle … du<br />

sollst nicht töten, oder so ähnlich…»<br />

«Aber das war ein Verbrecher!», widersprach Cristino.<br />

«Oh – heißt die Bibelstelle vielleicht doch eher, du sollst niemanden<br />

töten, mit Ausnahme der Verbrecher?» Sie drehte sich<br />

um. Gott, diese Augen! «Meine junge Dame, könnt Ihr mir einen<br />

Grund nennen, warum ich ihn hätte töten sollen, wo es doch auch<br />

so ging? Um vor Euch zu prahlen, oder was?»<br />

Sie antwortete nicht gleich. Er war seltsam, wirklich. Ganz anders<br />

als die übrigen jungen Männer, die sie kannte, wie Armantde<br />

Mauvent zum Beispiel.<br />

«Aber… wie die Barouno sagte, wäre es nicht Eure Pflicht gewesen,<br />

ihn der Justiz zu…»<br />

«Meine Güte», fiel Couvencour ihr ins Wort, «was steigert ihr<br />

euch eigentlich alle in einen Hass gegen diese Leute hinein? <strong>Die</strong><br />

hatten dochbloß Hunger!»<br />

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