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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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anzurempeln, und ihre unwilligen Blicke signalisierten deutlich,<br />

dass die beiden gefälligst weitertanzen oder aus dem Weg gehen<br />

sollten. Doch niemand schien schockiert oderpeinlich berührt von<br />

Alexandres Verhalten, niemand tuschelte hinter vorgehaltener<br />

Hand oder schüttelte fassungslos den Kopf über das, was soeben<br />

geschehen war.<br />

«Ihr meint, das…gehört zu diesem Tanz?», fragte Cristino<br />

ungläubig.<br />

«Natürlich!», sagte Alexandre lachend. «Was habt Ihr denn gedacht?<br />

– Das ist jetzt in Mode, Barouneto. Ich meine, die Gailla rde<br />

ist schön und gut, aber doch etwas… nun, eher etwas für die älteren<br />

Herrschaften, nicht wahr?»<br />

Wieder schielte Cristino zu den anderen Tänzern hinüber. Gerade<br />

piepste die hohe Stimme <strong>des</strong> Tanzmeisters ein Komman do,<br />

und wie zuvor Alexandre ergriffen sämtliche jungen Herren die<br />

Korsetthalterung ihrer Tanzpartnerin und hoben sie im Schwung<br />

in die Luft, so dass die jungen Damen für einen Moment zu fliegen<br />

schienen, bevor sie wieder auf dem Boden aufsetzten. Das Jauchzen<br />

und Lachen der Mädchen bewies, dass sie dieses Verhalten keineswegs<br />

als Affront empfanden.<br />

«Selbstverständlich müssen wir nicht weitertanzen, wenn Euch<br />

dieser Tanz unangenehm ist», meinte Alexandre, und in seiner<br />

Stimme schwang jetzt eine leichte Ungeduld mit. Erneut schoss<br />

Cristino das Blut ins Gesicht. Herrgott, sie benahm sich wie eine<br />

dumme Gans, wie ein verschüchtertes kleines Mädchen, das vom<br />

Leben nichts wusste – nein, noch schlimmer, wie eine prüde alte<br />

Jungfer benahm sie sich! «Nein… nein, Baroun, es ist mir nicht<br />

unangenehm, ich war nur… etwas überrascht.» Sie kicherte albern.<br />

Gerade so, wie es ihre Mutter an ihrer Stelle getan hätte.<br />

Alexandre lächelte zufrieden und zog sie wieder in die Reihen<br />

der Tanzenden.<br />

Es war ein Tanz, wie Cristino ihn noch nie erlebt hatte. <strong>Die</strong><br />

Musikanten waren großartig – sie spielten nur die Musik dieser<br />

saison, weshalb die jungen Herrschaften sie wahrscheinlich auch<br />

großartig gefunden hätten, wenn sie ihre Instrumente mit Füßen<br />

getreten, statt sie gespielt hätten –, der Saal mit all dem Kristall<br />

und Glas blitzte und funkelte wie ein einziger Edelstein, und die<br />

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