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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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tag im Konvent besuchen solle, er habe ihm etwas Interessantes zu<br />

zeigen. Ein kleines bisschen zu laut leider Gottes, Frederi Jùli hatte<br />

gelauscht und tyrannisierte Fabiou eine gute Stunde lang mit seinem<br />

Gebettel, ihn mitzunehmen.<br />

Etwas liegt in der Luft, meinte Suso, während sie in ihrem Kochtopf<br />

herumrührte. Ich spüre es!<br />

Dass Suso richtig lag, wurde Fabiou klar, kaum dass er endlich<br />

Frederi Jùli abgewimmelt hatte und auf die Carriero de Jouque<br />

hinaustrat, um den Weg zum Augustiner-Konvent einzuschlagen.<br />

Der Himmel über Ais hatte sich verdunkelt. Lehmgelbe, niedrige<br />

Wolken lasteten schwer auf den Dächern, und durch die Straßen<br />

zog ein eigentümlicher Hauch von Schwüle und Staub, der den<br />

Menschen den Atem nahm und die Schwalben in die Sicherheit<br />

der Häuser fliehen ließ. <strong>Die</strong> Straßen waren wie ausgestorben, als<br />

Fabiou die Carriero drecho hinunterschritt. Nie zuvor in seinem<br />

Leben hatte er ein solches Licht gesehen, ein seltsames, bedrohliches<br />

Schwefelgelb, so als klaffe irgendwo ein Riss in den Pforten<br />

der Hölle. Ais duckte sich unter dem unheimlichen Leuchten, das<br />

seinen Schein wie einen widerlichen Zuckerguss über die Häuser<br />

und Gassen leerte. <strong>Die</strong> wenigen Menschen, die unterwegs waren,<br />

warfen einen prüfenden Blick zum Himmel und flüchteten dann<br />

rasch in die Sicherheit ihrer Behausungen. Auch Fabiou fühlte sich<br />

unbehaglich. Es war nicht nur der drohende Schein <strong>des</strong> Himmels.<br />

<strong>Die</strong> Leere der Straßen war eine verlockende Gelegenheit für alles<br />

Mordgesindel.<br />

Er war fast überrascht, dass er den Augustiner-Konvent unbehelligt<br />

erreichte. Er drückte die Klinke der kleinen Seitentür herunter<br />

und betrat die Kirche.<br />

Antonius erwartete ihn in einer der Bankreihen und winkte<br />

ihm zu, sich neben ihn zu setzen. «Also, was gibt’s?», fragte Fabiou<br />

neugierig, der Heiligkeit <strong>des</strong> Ortes entsprechend mit gesenkter<br />

Stimme.<br />

Bruder Antonius wies auf das Buch, das er auf seinen Knien liegen<br />

hatte. «Was ist das?», fragte Fabiou.<br />

«Aus der Konventsbibliothek», erklärte Antonius. «Eine Sammlung<br />

von Sagen und Geschichten um den Heiligen Gral.»<br />

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