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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

sprechungen den Eindruck gehabt, dass die Steuerfahndung in Karlsruhe sie für<br />

übereifrig hielt. Die Steuerfahndung in Karlsruhe habe geäußert, Manfred Schmider<br />

<strong>und</strong> Dr. Kleiser seien kommunale Größen. Es hingen auch der <strong>Baden</strong>-Airport<br />

<strong>und</strong> einige Politiker in dieser Sache. Man solle daher zunächst den Weg der Betriebsprüfung<br />

abwarten. Zu der späteren Durchsuchungsaktion der Steuerfahndung<br />

Erfurt sagte der Zeuge Sake, dass sie ohne Mithilfe der badischen Kollegen<br />

durchgeführt worden sei, da man <strong>von</strong> der Steuerfahndung Karlsruhe enttäuscht<br />

gewesen sei <strong>und</strong> im badischen Raum ohnehin nur zwei Banken durchsucht wurden,<br />

wofür man nur zwei Fahnder benötigte.<br />

(3) Anzeigen wegen betrügerischen Verhaltens bei der FlowTex-Gruppe<br />

Die Steuerverwaltung war mit insgesamt drei Anzeigen befasst, die zum Inhalt<br />

hatten, Firmen der FlowTex-Gruppe hätten Horizontalbohrsysteme verkauft <strong>und</strong><br />

zurückgeleast, die in Wirklichkeit nicht existiert hätten (vgl. A. II. 1., Seite 36).<br />

Die Anzeigen vom 25. April 1996 <strong>und</strong> vom 4. Mai 1996 waren – neben steuerlichen<br />

Rechtsfragen im Zusammenhang mit der Betriebsprüfung bei FlowTex <strong>und</strong><br />

KSK – Gegenstand der ersten größeren Besprechung über die laufende Betriebsprüfung<br />

bei FlowTex in der Oberfinanzdirektion am 20. Mai 1996 .Die an der Besprechung<br />

beteiligten Prüfer erklärten, aus den bisher vorgelegten Unterlagen lasse<br />

sich entnehmen, dass KSK bis Ende des Prüfungszeitraums (31. Dezember<br />

1993) lediglich ca. 390 Bohrsysteme verkauft habe. Die in den Anzeigen genannten<br />

höheren Stückzahlen müssten sich somit auf Jahre nach dem Prüfungszeitraum<br />

beziehen, für die die Betriebsprüfung keinerlei Erkenntnisse <strong>und</strong> wegen der<br />

zeitlich beschränkten Prüfungsanordnung derzeit auch keine Prüfungsmöglichkeit<br />

habe.<br />

Die Oberfinanzdirektion erteilte den Betriebsprüfern u. a. den Auftrag, der Frage<br />

nachzugehen, ob die im Prüfungszeitraum verkauften Bohrsysteme tatsächlich<br />

existiert haben. Den Besprechungsteilnehmern war dabei bewusst, dass die Betriebsprüfung,<br />

um diesen Nachweis führen zu können, letztlich Eigentum der Leasinggesellschaften<br />

– also fremder Dritter – überprüft. Eine Mitwirkung der Firma<br />

FlowTex war erforderlich, da die Bohrsysteme wiederum an andere Unternehmen<br />

zum Einsatz auf ständig wechselnden Baustellen vermietet waren. Die Finanzverwaltung<br />

war deshalb bei der Ermittlung der ausländischen Standorte auf die Mitarbeit<br />

der FlowTex angewiesen. Als weiteres Ergebnis der Besprechung bat die<br />

Oberfinanzdirektion das Finanzamt Rastatt, bei der Firmengruppe Matthias<br />

Schmider ebenfalls eine Prüfung durchzuführen. Diese Prüfung begann im September<br />

1996.<br />

Die Betriebsprüfer stimmten Einzelheiten, wie FlowTex oder KSK Nachweise<br />

über die Existenz der Bohrsysteme erbringen sollten, mit der Oberfinanzdirektion<br />

ab. Der technische Geschäftsführer der KSK, Rolf Dahn, hatte den Betriebsprüfern<br />

schon vor der Besprechung am 20. Mai 1996, <strong>und</strong> zwar Ende April 1996, auf Anforderung<br />

eine Liste mit dazugehörenden Fertigungsunterlagen über ca. 120 <strong>von</strong><br />

Fremdfirmen produzierte Bohrsysteme vorgelegt. Hersteller waren die Firmen<br />

Hydraulik in Schwerin <strong>und</strong> Doll in Oppenau. Da diese Zahl <strong>von</strong> ca. 120 Bohrsystemen<br />

nicht mit der aus der Buchhaltung der KSK ersichtlichen Zahl <strong>von</strong> ca. 390<br />

verkauften Bohrsystemen übereinstimmte, konfrontierten die Betriebsprüfer die<br />

Geschäftsleitungen <strong>von</strong> FlowTex <strong>und</strong> KSK mit dieser Diskrepanz. Manfred<br />

Schmider <strong>und</strong> Dr. Klaus Kleiser erklärten die Differenz damit, dass Herr Dahn nur<br />

für einen Teil der Produktion zuständig sei <strong>und</strong> deshalb keinen vollständigen<br />

Überblick über die gesamte Produktion habe. Die Produktion der übrigen Bohrsysteme<br />

habe Dr. Kleiser selbst im Ausland in Auftrag gegeben, wo<strong>von</strong> Herr<br />

Dahn nichts wisse. Da KSK <strong>und</strong> FlowTex Bohrsysteme unter Verletzung <strong>von</strong> Lizenzvereinbarungen<br />

hätten produzieren lassen, habe man die ausländischen Lieferanten<br />

bar bezahlt. Hierfür habe KSK die in der Selbstanzeige der Angelika Neumann<br />

genannten Bargeldzahlungen verwendet. Die Produktionsunterlagen seien<br />

nach Bezahlung vollständig vernichtet worden. Manfred Schmider <strong>und</strong> Dr. Klaus<br />

Kleiser fügten hinzu, man werde die Namen der ausländischen Lieferanten nicht<br />

nennen, da FlowTex mit dem Lizenzgeber der Bohrsysteme bereits Schadensersatzprozesse<br />

(im In- <strong>und</strong> Ausland) geführt habe <strong>und</strong> durch die Nennung der Produzenten<br />

weitere Schadenersatzklagen zu erwarten seien. Dr. Klaus Kleiser legte<br />

den Betriebsprüfern auf Anforderung Unterlagen über Prozesse vor, die tatsäch-<br />

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