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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

Kriegeskorte, Apr. 22. UA-Sitzung S. 45). Dass allerdings aus einem Stellenangebot<br />

des geprüften Unternehmens an den Betriebsprüfer keine Rückschlüsse auf<br />

Art <strong>und</strong> Weise der Prüfung gezogen werden können <strong>und</strong> solche nicht ungewöhnlich<br />

sind, stellte ganz zutreffend ZOAR Zimmer, GFG BKA/ZKA, in der 22. UA-<br />

Sitzung klar: „... es kann sein, dass er (Anm.: AR Seyfried) gesagt hat, dass die<br />

Firma ihm ein Angebot zur Übernahme gemacht hat. Aber das habe ich jetzt also<br />

auch nicht als irgendwie ehrenrührig aufgefasst; denn es (...) kommt des Öfteren<br />

vor, dass Firmen gute Leute übernehmen wollen. Das ist mir auch schon passiert,<br />

dass irgendeine Firma gesagt hat: ‚Herr Zimmer, kommen sie zu uns. Ich biete ihnen<br />

das Doppelte.‘ Das (...) kommt bei Prüfungen vor“ (vgl. Apr. S. 81 f.). In diesem<br />

Sinne äußerte sich ZOAR Zimmer ferner in dessen Vernehmung vor der<br />

StA MA vom 25. Juli 2002: „Ob damals Herr Seyfried erzählt hat, er habe ein<br />

‚Übernahmeangebot‘ <strong>von</strong> Herrn Schmider zu FlowTex erhalten, kann ich heute<br />

nicht mehr bestätigen. [...] Es hätte mich jedoch allerdings auch nicht gew<strong>und</strong>ert,<br />

ich muss dazu sagen, ich war selbst 20 Jahre lang Betriebsprüfer. Wenn man in<br />

diesem Job gut ist, kommt es vor, dass man <strong>von</strong> Firmen Angebote bekommt“<br />

(vgl. LO StA MA, 401 Js 22627/01, Hauptakte Bd. 5, Bl. 1973 ff., 1975).<br />

hh) Zur Aufdeckung des Betrugssystems führende Ermittlungen<br />

Heute ist bekannt, dass die Aufdeckung des Betrugssystems maßgeblich mit Erkenntnissen<br />

über die spanischen Fa. La Maquinista de Levante SA in La Union<br />

(= Male) zusammenhing.<br />

Der BP wurde die spanische Fa. Male aber erstmals im Rahmen der Besprechungen<br />

mit dem BKA im Sommer 99 (= vor Beginn der 3. BP) bekannt, da in der<br />

zweiten Betriebsprüfung für die Jahre 1990/91 bis 1993 keine Geschäftsverbindung<br />

<strong>von</strong> KSK oder FTT mit einer Fa. Male entdeckt werden konnte (vgl. StAM<br />

Hörth, Apr. 22. UA-Sitzung S. 110: „Die Fa. Male taucht erstmalig ab dem Jahr<br />

1994 bei der KSK auf. Prüfungszeitraum der zweiten Betriebsprüfung war bei<br />

KSK nur bis einschließlich 1993. [...] Also in der zweiten Betriebsprüfung war<br />

die Fa. Male überhaupt nicht dabei gewesen. Die taucht überhaupt nicht auf.“). Im<br />

November 1999 im Rahmen der 3. BP ließen sich dann auch Eingangsrechnungen<br />

über 913 HBS einer Fa. Male aus den Jahren 1994 bis 1996 (= außerhalb des Prüfungszeitraums<br />

der 2. BP) bei der Fa. KSK feststellen. Ferner fanden sich in der<br />

Buchhaltung der KSK GmbH aus dem Jahr 1997: a) gebuchte Verbindlichkeiten<br />

aus Lieferungen einer Fa. Male in Höhe <strong>von</strong> über 137 Millionen DM, denen jedoch<br />

keine Rechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt werden konnten, b) gebuchte Geldabflüsse<br />

in Höhe <strong>von</strong> 29,8 Millionen DM als Zahlungen an den Lieferanten Male<br />

sowie c) gebuchte Verkaufserlöse veräußerter Male-Systeme (vgl. Aktenvermerk<br />

v. 3. Februar 2000 zur Begründung des Anfangsverdachts wegen Betrugs in LO<br />

L2-018). Eine eingeholte Auskunft bei der Informationszentrale Ausland beim<br />

B<strong>und</strong>esamt für Finanzen (= IZA), die am 26. Januar 2000 bei der BP einging, ergab<br />

sodann, dass zwei Unternehmen mit dem Handelsnamen La Maquinista de<br />

Levante bekannt waren: Zum einen eine Fa. Sociedad Minerva Y Metallurgica de<br />

Penarroya Espana SA mit Sitz in Madrid, die unter dem Handelsnamen La Maquinista<br />

de Levante Maschinen herstellte, <strong>und</strong> 1992 aufgelöst worden war, zum<br />

anderen die in den Besprechungen vom BKA erwähnte Fa. La Maquinista de<br />

Levante SA mit Sitz in Union La Murcia, die zwar 1996 gegründet worden war,<br />

aber erst 1998 – also außerhalb der Prüfungszeitraums auch der 3. BP – den operativen<br />

Betrieb aufgenommen hatte (Umsatz 1998: 55,3 Millionen DM). Daraus<br />

resultierte der Verdacht, dass eine Fa. Male als Lieferant <strong>von</strong> HBS in den Jahren<br />

1994 bis 1997 nicht in Frage kommen konnte, wobei freilich zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Hersteller Male Bohrsysteme am<br />

spanischen Fiskus vorbei „schwarz“ an die (gutgläubige) Fa. KSK verkaufte (vgl.<br />

dazu auch AV der BP v. 23. Februar 2000 S. 6 in LO L2-021). Angesichts dieser<br />

Information durch die IZA wurde am 31. Januar 2000 u. a. die StA MA über den<br />

Vorgang informiert, die am 1. Februar 2000 ein Ermittlungsverfahren gegen<br />

Schmider, Kleiser <strong>und</strong> Neumann einleitete. Schmider <strong>und</strong> Kleiser wurden am<br />

4. Februar 2000 verhaftet.<br />

Kurz zuvor, am 31. Januar 2000 <strong>und</strong> 1. Februar 2000, soll allerdings Manfred<br />

Schmider nach dessen Angaben <strong>und</strong> laut Anklage der StA MA v. 14. April 2003<br />

<strong>von</strong> AR Seyfried vor strafprozessualen Zwangsmaßnahmen gewarnt worden sein.<br />

Fraglich ist jedoch, wenn es eine solche Vorwarnung gab, warum sie dann nicht<br />

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