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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

908<br />

Demgegenüber heißt es in der am 27. September 2001 verlesenen schriftlichen<br />

geständigen Einlassung des Manfred Schmider (vgl. LO I-505): „... Ich möchte<br />

klarstellen <strong>und</strong> dies gilt nach meiner Überzeugung auch für alle übrigen, die ich in<br />

die Tathandlungen eingeb<strong>und</strong>en habe, dass die <strong>von</strong> mir zu verantwortenden Betrugstaten<br />

in keiner Weise auf mittelbare oder unmittelbare, durch die Kenntnis<br />

oder fahrlässige Unkenntnis meines Betrugssystems geprägte Unterstützung seitens<br />

der Politik zurückgehen. [...] Wir haben zu keinem Zeitpunkt mittelbar oder<br />

unmittelbar korrumpiert. Diese uneingeschränkt richtige Feststellung bitte ich Sie<br />

auch auf die Finanzverwaltung, insbesondere auf die in 1996, 1997 <strong>und</strong> 1999,<br />

2000 im FTT-Bereich tätigen Betriebsprüfer zu übertragen. [...] Nach meinem<br />

Verständnis war spätestens zum Zeitpunkt der Selbstanzeige, die Frau Neumann<br />

im Februar 1996 auf sich genommen hatte, das betrügerische System [...] entdeckt,<br />

aber rechtlich wohl nicht zu beweisen. [...] Ich glaube nicht, dass den Betriebsprüfern<br />

das bereits zu diesem Zeitpunkt existente Volumen der virtuellen<br />

Maschinen nachvollziehbar bekannt war <strong>und</strong> meine auch, dass sicher die Ausweitung<br />

der Betrugshandlungen, wie sie sich in den Folgejahren ‚schneeballbedingt‘<br />

einstellte, nicht die Billigung der Betriebsprüfer gef<strong>und</strong>en hätte. ...“<br />

Ausweislich eines Vermerks der StA MA v. 15. Mai 2003 gab Manfred Schmider<br />

am 14. Mai 2003 zu Beginn der Hauptverhandlung vor der 25. großen Strafkammer<br />

des LG MA dann aber wiederum nachfolgende Erklärung ab (vgl. Ziff. 1 der<br />

Verfügung der StA MA v. 14. Mai 2003 in LO JM 410 E-27/00 Bd. XVII): „Bereits<br />

anlässlich der Betriebsprüfung im Jahr 1996/1997 sei der BP Karlsruhe bekannt<br />

gewesen, dass Maschinen fehlen. Hätten die Finanzbehörden ordnungsgemäß<br />

verfahren, so wäre damals schon das System aufgeflogen <strong>und</strong> weiter Schaden<br />

vermieden worden. Anlässlich der damaligen Betriebsprüfung sei AR<br />

Seyfried ca. 2 Monate nach deren Beginn auf ihn (Manfred Schmider) <strong>und</strong><br />

Dr. Klaus Kleiser zugekommen. Seyfried habe gesagt, er wisse, dass ein erheblicher<br />

Teil der Maschinen nicht vorhanden sei. Die habe er anhand der Liste<br />

‚Dahn‘ eruiert. Des Weiteren habe er gesagt, die OFD Karlsruhe sei allerdings<br />

nicht daran interessiert an einer Zerschlagung des Firmengeflechts, im Hinblick<br />

auf etwaige Steuerrückzahlungen. Seyfried habe in der Folgezeit zwei bis drei Tage<br />

in der Woche mit ihnen über jeweils 2 bis 3 St<strong>und</strong>en das Problem besprochen.<br />

Man sei dann zu der Lösung gekommen, dass man <strong>von</strong> den Leasingfinanzierungen<br />

wegen der erheblichen Aufwendungen wegkommen müsse. Im weiteren Verlauf<br />

dieser Gespräche habe Seyfried sich auch damit gebrüstet, die OFD habe anlässlich<br />

der Durchsuchungen der Steuerfahndung Erfurt weitere Durchsuchungen<br />

verhindert. Im Hinblick auf den geplanten Nachbau <strong>von</strong> ca. 1.200 fehlenden Maschinen<br />

in Spanien habe Seyfried gesagt, dies sei keine gute Idee. Sein Vorschlag<br />

sei gewesen, den Assetaufbau zu fördern <strong>und</strong> <strong>von</strong> der Leasingfinanzierung wegzukommen.<br />

Er habe <strong>von</strong> bzw. mit uns ein Sanierungskonzept auf die Beine stellen<br />

wollen. Diesbezüglich habe er auch <strong>von</strong> Dr. Kleiser 1999 die Geschäftsentwicklung<br />

für die nächsten 7 Jahre verlangt. Seyfried habe darauf bestanden, dies <strong>von</strong><br />

Herrn Dr. Kleiser auf sein persönliches Telefax übersandt zu bekommen. Dies habe<br />

er anlässlich eines persönlichen Telefonats mit Dr. Kleiser Sonntags kurz vor<br />

der Verhaftung gefordert.“<br />

Ein ähnliches Aussageverhalten wie bei Manfred Schmider war auch bei Dr.<br />

Klaus Kleiser während der Hauptverhandlung im Jahr 2001 zu beobachten. In<br />

einer Vernehmung v. 29. Mai 2002 vor der StA MA stellte Dr. Klaus Kleiser sein<br />

Aussageverhalten dar (vgl. LO 401 Js 8692/02 Bl. 898, 899): „Mir ist nicht bekannt,<br />

dass Herr Seyfried irgendeine Zuwendung erhalten hat, finanzieller Art.<br />

Ich muss nochmals ganz klar betonen, ich habe das nie gemacht. Wenn man so etwas<br />

aus meinen früheren Äußerungen während <strong>und</strong> vor dem Prozess herauslesen<br />

könnte, so muss ich sagen, ich bin da falsch verstanden worden. Ich muss insoweit<br />

präzisieren, ich beziehe dies auch darauf, dass man meine Äußerungen dahin<br />

gehend verstehen könnte, dass Herr Seyfried alles gewusst habe bezüglich der<br />

fehlenden Systeme. Dies beziehe ich allerdings auf meine Angaben im Prozess.<br />

Es ist richtig, dass ich während des Prozesses nachmittags meine Angaben<br />

nochmals spezifiziert habe. Ich bestehe darauf, dass ich sie spezifiziert <strong>und</strong> nicht<br />

revidiert habe. [...] Ich hatte auch nicht den Eindruck, wenn ich danach gefragt<br />

werde, dass Herr Seyfried gewusst haben musste, dass es nicht existente Maschinen<br />

gab. Ich bleibe hierbei, auch wenn mir vorgehalten wird, dass nach Angaben<br />

der hierzu vernommenen Angelika Neumann Herr Seyfried dieser gegenüber<br />

geäußert hat, <strong>von</strong> fehlenden Maschinen zu wissen.“

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