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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

436<br />

man an, dass Herr Seyfried die ganze Sache weitgehend steuerstrafrechtlich aufgezogen<br />

habe. Der Vortrag <strong>von</strong> Herrn Seyfried sei etwa bis 18 Uhr, 18:30 Uhr,<br />

gegangen. Es sei alles sehr kompliziert gewesen <strong>und</strong> niemand könne behaupten,<br />

dass er das alles sofort verstanden habe. Am Freitag, dem 4. Februar 2000, habe<br />

die Anleihe mit 300 Millionen € an den Markt gebracht werden sollen. Die Rettung<br />

dieser 300 Millionen € der Anleger habe schnelles Handeln erforderlich gemacht.<br />

Auf den Einwand, dass am Freitag die Geldbeträge ja noch nicht geflossen wären,<br />

erwiderte der Zeuge, das wäre erst am 16. der Fall gewesen. Aber das haben sie<br />

zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst. Jedenfalls gelistet <strong>und</strong> käuflich erwerbbar<br />

sei das Ganze ab dem Freitag gewesen. Die Staatsanwaltschaft habe dann die<br />

LPD als ermittelnde Polizeibehörde bestimmt <strong>und</strong> am Dienstag/Mittwoch habe es<br />

mehrere Besprechungen gegeben, bei denen Herr Nagel auch schon dabei gewesen<br />

sei. Man habe darüber beraten, wie schnell dieses Verfahren in den Griff<br />

zu bekommen sei. Dabei seien sie zunächst zu dem Ergebnis gelangt, dass angesichts<br />

der Vielzahl der Objekte, die zu durchsuchen gewesen seien, der ursprünglich<br />

geplante Termin am Freitag nicht habe eingehalten werden können.<br />

Aber dann habe wohl die „Schmider’sche Seite den Braten gerochen“. Die Betriebsprüfung<br />

sei abgebrochen gewesen; da müsse man nur die entsprechenden<br />

Lehrbücher lesen: „Wenn der Betriebsprüfer behauptet, dass er Rückenbeschwerden<br />

habe, dann stehe also die Durchsuchung unmittelbar bevor <strong>und</strong> die Einleitung<br />

des Steuerstrafverfahrens“. Das habe Herr Kullen als erfahrener Steuerstrafverteidiger<br />

auch gewusst <strong>und</strong> versucht, Verbindung mit Herrn Jobski <strong>und</strong> ihm aufzunehmen.<br />

Nachdem Herr Jobski <strong>und</strong> er sich haben verleugnen lassen, habe sich<br />

Herr Kullen an die Straf- <strong>und</strong> Bußgeldsachenstelle oder die Steuerfahndungsstelle<br />

des Finanzamts Karlsruhe, da sei die Frau Marwege gewesen, gewandt. Dort habe<br />

man dann am Freitagmorgen um 10 Uhr einen Termin ausgemacht <strong>und</strong> es sei klar<br />

gewesen, dass Herrn Schmider dann die vorläufige Festnahme erklärt werden<br />

sollte.<br />

Bei der Staatsanwaltschaft intern sei es dann so weitergegangen, dass er im Verlauf<br />

des Donnerstags einige dünne Blatt Papier bekommen habe, die er am Nachmittag<br />

mit dem Ermittlungsrichter habe besprechen wollen. Der habe aber keine<br />

Zeit mehr gehabt, weil es schon Spätnachmittag gewesen sei.<br />

Er habe dann am Abend <strong>und</strong> in der Nacht die Durchsuchungsbeschlüsse <strong>und</strong> die<br />

Haftbefehle diktiert. Diese seien dann morgens der Generalstaatsanwaltschaft berichtet<br />

worden. Bis um 12:30 Uhr habe er <strong>von</strong> dem Ermittlungsrichter die Durchsuchungsbeschlüsse<br />

gehabt. Sie seien dann nach Karlsruhe gedüst. Herr Kullen<br />

habe ihn unterwegs im Auto erreicht <strong>und</strong> gefragt, ob denn irgendwas im Busche<br />

wäre. Er habe sich dann halt herausgeredet, ohne zu lügen. Er habe aber auch<br />

nicht gesagt, dass jetzt jemand verhaftet werde. In Karlsruhe sei die Polizei mit<br />

mindestens 100 Frauen <strong>und</strong> Männern zum Durchsuchen gesessen. Er habe die<br />

Durchsuchungsbeschlüsse mitgebracht <strong>und</strong> dann sei man, nachdem man den Leuten<br />

noch kurz ein paar Sätze gesagt habe, ausgeschwärmt. Herr Schmider sei<br />

schon vorläufig festgenommen gewesen <strong>und</strong> man habe sich mit ihm kurz unterhalten.<br />

Er selbst sei dann zur Firma FlowTex <strong>und</strong> habe auf der Chefetage mit<br />

durchsucht, auch mit dem Herrn Nagel <strong>und</strong> dem Herrn Seyfried.<br />

Er sei enorme Risiken eingegangen. Er habe am Freitagabend vom Landeskriminalamt<br />

Arrestanträge gemäß §§ 111 b ff. StPO über 1,7 Millionen DM vorgelegt<br />

bekommen. Die habe er unterschrieben, ohne sich letztlich sicher zu sein, ob das,<br />

was er da jetzt unterschrieben habe, ihn eines Tages den Kopf koste.<br />

Die Frage, ob er den Eindruck gehabt habe, dass Herr Seyfried seine Erkenntnisse<br />

dargelegt habe, verneinte der Zeuge <strong>und</strong> fügte an: „Nicht voll umfänglich“.<br />

Er habe das in den ersten Wochen nicht beurteilen können. Die Bewertung sei<br />

jetzt seine Retrospektive. Er habe ja in seiner FlowTex-Anklage acht Seiten über<br />

den Herrn Seyfried geschrieben, die weitgehend auf den Aussagen Schmider <strong>und</strong><br />

Kleiser beruhen. Da könne man seine Meinung deutlich erkennen. Jetzt habe man<br />

die Sachbeweise dazu.<br />

Aber er sei ja auf Herrn Seyfried angewiesen gewesen. Der habe die Fragen gestellt,<br />

die ganzen Stichworte gewusst <strong>und</strong> gefragt: „Was ist das in Spanien mit der<br />

La Maquinista? Wie lief das über die LeaseEffect Fonds? Wer ist Herr Dog-

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