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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

854<br />

VII. Bewertung des Untersuchungsgegenstandes A. II. 2.: „Einflussnahme der<br />

OFD KA auf Durchsuchungen in Sachen „FlowTex/KSK“<br />

Ausweislich eines Vermerks der StA MA v. 15. Mai 2003 gab Manfred Schmider<br />

am 14. Mai 2003 zu Beginn der Hauptverhandlung vor der 25. großen Strafkammer<br />

des LG MA, Az.: 25 KLs 628 Js 10855/01, nachfolgende Erklärung ab (vgl. Ziff. 1<br />

der Verfügung der StA MA v. 14. Mai 2003 in LO JM 410 E-27/00 Bd. XVII):<br />

„Bereits anlässlich der Betriebsprüfung im Jahr 1996/1997 sei der BP Karlsruhe<br />

bekannt gewesen, dass Maschinen fehlen. Hätten die Finanzbehörden ordnungsgemäß<br />

verfahren, so wäre damals schon das System aufgeflogen <strong>und</strong><br />

weiter Schaden vermieden worden. Anlässlich der damaligen Betriebsprüfung<br />

sei AR Seyfried ca. 2 Monate nach deren Beginn auf ihn (Manfred Schmider)<br />

<strong>und</strong> Dr. Klaus Kleiser zugekommen. Seyfried habe gesagt, er wisse, dass ein<br />

erheblicher Teil der Maschinen nicht vorhanden sei. Die habe er anhand der<br />

Liste ‚Dahn‘ eruiert. Des Weiteren habe er gesagt, die OFD Karlsruhe sei allerdings<br />

nicht daran interessiert an einer Zerschlagung des Firmengeflechts, im<br />

Hinblick auf etwaige Steuerrückzahlungen. Seyfried habe in der Folgezeit zwei<br />

bis drei Tage in der Woche mit ihnen über jeweils 2 bis 3 St<strong>und</strong>en das Problem<br />

besprochen. Man sei dann zu der Lösung gekommen, dass man <strong>von</strong> den Leasingfinanzierungen<br />

wegen der erheblichen Aufwendungen wegkommen müsse.<br />

Im weiteren Verlauf dieser Gespräche habe Seyfried sich auch damit gebrüstet,<br />

die OFD habe anlässlich der Durchsuchungen der Steuerfahndung Erfurt weitere<br />

Durchsuchungen verhindert. Im Hinblick auf den geplanten Nachbau <strong>von</strong> ca.<br />

1.200 fehlenden Maschinen in Spanien habe Seyfried gesagt, dies sei keine<br />

gute Idee. Sein Vorschlag sei gewesen, den Assetaufbau zu fördern <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

der Leasingfinanzierung wegzukommen. Er habe <strong>von</strong> bzw. mit uns ein Sanierungskonzept<br />

auf die Beine stellen wollen. Diesbezüglich habe er auch <strong>von</strong><br />

Dr. Kleiser 1999 die Geschäftsentwicklung für die nächsten 7 Jahre verlangt.<br />

Seyfried habe darauf bestanden, dies <strong>von</strong> Herrn Dr. Kleiser auf sein persönliches<br />

Telefax übersandt zu bekommen. Dies habe er anlässlich eines persönlichen<br />

Telefonats mit Dr. Kleiser sonntags kurz vor der Verhaftung gefordert.<br />

Auf Nachfrage <strong>von</strong> Herrn Staatsanwalt (GL) Dr. Hofmann:<br />

‚Es war so, dass Seyfried damals mit schwellender Brust zu uns kam. Er war<br />

begeistert, wie sein Chef die Erfurter (Steuerfahndung) zurückgepfiffen habe.<br />

Er war geradezu stolz auf seinen Chef. Der Vorgesetzte <strong>von</strong> Herrn Seyfried<br />

war Herr Vetter. Dieser war m. E. dort Abteilungsleiter <strong>und</strong> voll informiert. Allerdings<br />

habe ich mit Herrn Vetter nicht gesprochen. Ob Dr. Kleiser mit Herrn<br />

Vetter gesprochen hat, will ich nicht sagen. Fragen sie doch Dr. Kleiser.‘<br />

Auf weitere Nachfrage:<br />

‚Ich gehe aber da<strong>von</strong> aus. Die beiden kennen sich über ihre Kinder aus der<br />

Schule. M.E. gibt es auch weitere informierte Vorgesetzte zwischen Herrn<br />

Seyfried <strong>und</strong> Herrn Vetter. Herr Blum wusste zumindest Bescheid über das<br />

‚Abkommen‘ mit der Erfurter Steufa. Mehr wohl nicht.‘<br />

[...]<br />

Auf Nachfrage bezüglich weiterer Namen <strong>von</strong> Personen innerhalb der OFD,<br />

die <strong>von</strong> der ‚Angelegenheit‘ gewusst hätten, gab Manfred Schmider an: ‚Ich<br />

habe ein schlechtes Namensgedächtnis. Dies kann ich ihnen momentan nicht<br />

sagen.‘ “<br />

Inhaltlich ganz ähnlich sind die Presseveröffentlichungen über die Hauptverhandlung<br />

v. 14. Mai 2003. So heißt es etwa in der Stuttgarter Zeitung v. 15. Mai 2003:<br />

„Laut Schmider soll Regierungsdirektor Vetter gehörig zugunsten <strong>von</strong> Flowtex<br />

interveniert haben, bei Thüringer Finanzbehörden etwa, als die 1997 mit einem<br />

Durchsuchungsbefehl am badischen Firmensitz in Ettlingen auftauchen wollten,<br />

um millionenschweren Bargeldtransfers auf die Schliche zu kommen. Die Durchsuchung<br />

fand nie statt <strong>und</strong> Schmider erzählte den Richtern, wie der staatliche Betriebsprüfer<br />

ihm‚,mit stolz geschwellter Brust‘ erzählt habe, dass sein Chef – jener<br />

Fre<strong>und</strong> Kleisers – die Thüringer ‚zurückgepfiffen‘ habe.“<br />

Vorhandenen Aktenvermerken der OFD Karlsruhe oder der BP beim Finanzamt<br />

KA-Stadt über gemeinsame Besprechungen ist nicht zu entnehmen, dass die Höhe

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