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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

strafbaren Tuns zur Aufrechterhaltung des Systems FlowTex. Dies war Herrn<br />

Seyfried auch bewusst, bzw. nahm er dies billigend in Kauf, so die Staatsanwaltschaft,<br />

denn aufgr<strong>und</strong> der <strong>von</strong> ihm gewonnenen Gesamterkenntnisse konnte er<br />

auch im Hinblick auf den <strong>von</strong> ihm gemachten Vorschlag zur Schließung der „Finanzierungslöcher“<br />

durch den Assetaufbau nicht da<strong>von</strong> ausgehen, dass Manfred<br />

Schmider <strong>und</strong> Dr. Klaus Kleiser in der Lage waren, das einmal in Gang gekommene<br />

Betrugssystem damit aufzufangen.<br />

Die Staatsanwaltschaft würdigt dieses Verhalten bei Herrn Seyfried als eine psychische<br />

Art der Beihilfe im Sinne des § 27 StGB, Herr Seyfried habe die Taten<br />

<strong>von</strong> Schmider <strong>und</strong> Co. ab Anfang 1997 bis zu deren Festnahme am 4. Februar<br />

2000 gefördert <strong>und</strong> damit zur Tatbestandsverwirklichung beigetragen.<br />

Für diese Art <strong>von</strong> psychischer Beihilfe reiche es auch aus, dass Herr Seyfried die<br />

wesentlichen Merkmale der <strong>von</strong> Manfred Schmider, Dr. Klaus Kleiser <strong>und</strong> anderen<br />

in Folge begangenen Betrugshandlungen kannte. Zum einen wusste er aus<br />

der Vergangenheit, wie durch den Verkauf der nicht vorhandenen Bohrsysteme<br />

der jeweilige Straftatbestand des Betruges zu Lasten der jeweiligen Leasinggeber<br />

<strong>und</strong> finanzierenden Banken ablief, <strong>und</strong> Herr Seyfried nahm zum anderen den aufgr<strong>und</strong><br />

des Schneeballsystems als möglich <strong>und</strong> außerdem zur Betreibung des Systems<br />

als notwendig erkannten Eintritt des Erfolgs <strong>und</strong> der weiteren Betrügereien<br />

zumindest aus Solidarität mit Schmider <strong>und</strong> Dr. Kleiser billigend in Kauf.<br />

Nach außen klar wird diese innere Einsicht <strong>von</strong> Herrn Seyfried aus der Sicht der<br />

Staatsanwaltschaft durch sein Verhalten anlässlich einer Besprechung in den Räumen<br />

des B<strong>und</strong>eskriminalamts am 28. September 1999. So erklärte der Zeuge<br />

Kriegeskorte, KHK beim BKA, in seiner Vernehmung vom 7. März 2002 wortwörtlich,<br />

nachdem er zunächst geschildert hatte, wie Herr Seyfried in dieser Besprechung<br />

das FlowTex-System als Schneeballsystem darstellte:<br />

„Ich weiß noch, dass auf den Einwand eines Kollegen aus Spanien, dies sei<br />

wohl Betrug <strong>und</strong> es könne nicht sein, dass dies in Deutschland nur durch die<br />

Steuer bearbeitet werde, Herr Seyfried sagte: „Das ist halt so.“ Meinem Eindruck<br />

nach hat Herr Seyfried sehr wohl das System <strong>und</strong> den Betrug durchschaut.<br />

...“<br />

Schließlich, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage, sei Herr Seyfried auch<br />

stets aufgr<strong>und</strong> seiner „persönlichen Beziehung“ zu Manfred Schmider <strong>und</strong> den<br />

häufigen Kontakten während der Betriebsprüfung, unter anderem Teilnahme an<br />

der Geburtstagsfeier 1997 des Manfred Schmider in den Betriebsräumen der<br />

Firma FlowTex in Ettlingen <strong>und</strong> auch nach durchgeführter Betriebsprüfung Ende<br />

1997, zum Beispiel gemeinsames Tennisspiel am 9. Mai 1998, auf dem Anwesen<br />

Schmider, gemeinsamer Besuch beim Autohaus Stoppanski zum Erwerb eines<br />

Pkw für Herrn Seyfried zwischen dem 9. <strong>und</strong> 20. Mai 1998, dem Angebot einer<br />

Stellung bei der FlowTex-Gruppe sowie diversen in den Kalendern festgehaltenen<br />

Telefonaten anlässlich <strong>von</strong> Geburtstagen <strong>und</strong> sonstigen Treffen außerhalb einer<br />

Betriebsprüfung über die weiteren tatsächlichen Geschehnisse informiert gewesen.<br />

Als weiterer Beleg in diese Richtung sei aus Sicht der Staatsanwaltschaft noch die<br />

Einschätzung <strong>von</strong> Herrn Dr. Klaus Kleiser zu berücksichtigen, welche dieser in<br />

seiner Vernehmung am 31. März 2002 wiedergegeben habe:<br />

„Es war wirklich – <strong>und</strong> dieses tiefe Empfinden habe ich auch heute noch – der<br />

Wille <strong>von</strong> Herrn Seyfried, zusammen mit uns den Sachverhalt wieder in die<br />

richtigen Bahnen zu bringen. So fand zum Beispiel auch ein Gespräch<br />

während der Prüfung Ende 1999 Anfang 2000 statt, wo mich Herr Seyfried<br />

ansprach, ob wir nicht kurzfristig anstelle des Bonds unsere Assets nicht jetzt<br />

schon verkaufen sollten, um Leasingverträge, die nicht durch wirkliche Maschinen<br />

hinterlegt sind, abzulösen. Ich erläuterte Herrn Seyfried, dass dies<br />

aus Kostengründen sehr schwierig sei, weil wir einzelne Maschinen in der<br />

Vergangenheit schon abgelöst hatten <strong>und</strong> im Zuge dieser Ablösung Vorfälligkeitsentschädigungen<br />

in Höhe <strong>von</strong> ca. 200.000 DM pro Maschine zahlen<br />

mussten. Wenn wir das für alle fingierten Systeme hätten tun müssen, wäre<br />

das ein Betrag gewesen, den wir nicht hätten zusätzlich aufbringen können.<br />

So, jetzt ist es draußen.“<br />

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