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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

X. Bewertung des Untersuchungsgegenstandes A. III. 4., 5., 7.: „Dienstaufsichtliche<br />

Maßnahmen innerhalb der Staatsanwaltschaft in den Ermittlungsverfahren<br />

zum FlowTex-Komplex“<br />

1. Allgemeines zur Dienstaufsicht gemäß §§ 145 ff. GVG<br />

Die Dienstaufsicht innerhalb der Staatsanwaltschaft als in die Justiz eingegliedertes<br />

Exekutivorgan (vgl. BVerfG NJW 01, 1121 ff.; M-G, StPO, 46. Aufl., 2003,<br />

Vor § 141 GVG Rn. 6; KK-Schoreit, 5. Aufl., StPO, 2003, § 141 GVG Rn. 3) ist<br />

in §§ 145 ff. GVG, insbesondere § 147 GVG, geregelt, sie wird durch Rechtsoder<br />

Verwaltungsvorschriften (z. B. RiStBV, MiStrA, OrgStA oder BeStra) näher<br />

ausgefüllt <strong>und</strong> sie meint eine Kontrolle der Richtigkeit der Dienstausübung in<br />

Form der Aufsicht <strong>und</strong> Leitung. Das Recht zur Aufsicht bezieht sich dabei nicht<br />

nur auf eine reine Überwachung der formellen <strong>und</strong> sachlichen Erledigung der<br />

Dienstgeschäfte, sondern umfasst auch die Befugnis, zu rügen <strong>und</strong> zu mahnen<br />

(vgl. M-G, StPO, 46. Aufl., 2003, § 147 GVG Rn. 1). Das Recht der Leitung gibt<br />

demgegenüber die Befugnis zu Anweisungen allgemeiner Art oder bezogen auf<br />

einen Einzelfall, ferner im Hinblick auf die Rechtsanwendung oder die tatsächliche<br />

Sachbehandlung (vgl. § 146 GVG; im Einzelnen KK-Schoreit, StPO, 5. Aufl.,<br />

2003, § 146 GVG Rn. 4). Grenzen setzt das Legalitätsprinzip gem. § 152 II StPO<br />

(vgl. M-G, StPO, 46. Aufl., 2003, § 146 GVG Rn. 3; KK-Schoreit, StPO, 5. Aufl.,<br />

2003, § 146 GVG Rn.7), sodass die Weisungsgeb<strong>und</strong>enheit der Staatsanwaltschaft<br />

der sachgerechten Erfüllung ihrer Aufgaben nicht entgegenstehen darf.<br />

Weisungsbefugt sind die vorgesetzten Staatsanwälte <strong>und</strong> (extern) der Justizminister<br />

(obwohl dieser nicht StA ist). Allerdings muss die externe Weisung des Justizministers<br />

über die GStA – bei entsprechender Akzeptanz – erst in eine interne<br />

Weisung umgewandelt werden, da dem Justizminister nicht das Recht zur Ersatzvornahme<br />

zusteht (vgl. M-G, StPO, 46. Aufl., 2003, § 146 GVG Rn. 1; KK-<br />

Schoreit, 5. Aufl., StPO, 2003, § 147 GVG Rn.2). Eine spezielle Ausgestaltung<br />

der Dienstaufsicht findet sich in § 145 GVG: Danach stehen dem Justizminister,<br />

dem Generalstaatsanwalt (= als ersten Beamten der StA beim OLG) <strong>und</strong> dem Leitenden<br />

Oberstaatsanwalt als Behördenleiter (= als ersten Beamten der StA beim<br />

LG) das Recht zur Beauftragung eines anderen Staatsanwalts mit den Amtsverrichtungen<br />

als den zunächst zuständigen Staatsanwalt zu (= sog. Substitution),<br />

darüber hinaus können der Generalstaatsanwalt <strong>und</strong> der LOStA als Behördenleiter<br />

das Verfahren übernehmen (= Devolution). Das Gesetz eröffnet diese Möglichkeit,<br />

da es zwar einen Anspruch auf einen gesetzlichen Richter, nicht aber einen<br />

Anspruch auf einen gesetzlichen Staatsanwalt gibt.<br />

2. Ausübung der Substitution <strong>und</strong> Devolution in den FlowTex-Verfahren<br />

Vorliegend hat GStA Hertweck <strong>von</strong> dem Recht der Devolution in den Ermittlungsverfahren<br />

gegen Staatsanwälte der StA KA <strong>und</strong> StA MA anlässlich der seinerzeitigen<br />

Bearbeitung der (Vor-)Ermittlungsverfahren wegen der Selbstanzeige<br />

Neumann v. 5. Februar 1996 <strong>und</strong> wegen einer anonymen Anzeige v. 4. Mai 1996<br />

Gebrauch gemacht (vgl. GStA a. D. Hertweck, Apr. 24. UA-Sitzung S. 12). Die<br />

Verfahren wurden <strong>von</strong> der GStA KA, Dezernent RiLG Dr. Schäfer, unter dem<br />

Az. Js 15/01 bearbeitet <strong>und</strong> nicht <strong>von</strong> den eigentlich örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften<br />

in KA <strong>und</strong> MA.<br />

Auch das Recht der Substitution wurde im Zusammenhang mit den FlowTex-Verfahren<br />

ausgeübt (vgl. GStA a. D. Hertweck, Apr. 24. UA-Sitzung S. 12): Etwa<br />

einer Verfügung der GStA KA v. 6. Juli 2001 ist zu entnehmen, dass das JuM<br />

Presseauskünfte im Zusammenhang mit dem FlowTex-Komplex der GStA KA<br />

zuwies (vgl. LO GStA KA, Az.: MA 4/00, Bd. III, Bl 1499 f.). Ferner wurde mit<br />

Verfügung der GStA KA vom 3. August 2001 der Behördenleiter der StA MA<br />

mit der Prüfung möglicher Strafbarkeit <strong>von</strong> Finanzbeamten im Zusammenhang<br />

mit den Anzeigen des AR Krumes vom 2./3. Juli 1996 bei der Steufa beim FA<br />

KA-Durlach beauftragt, wobei dieser ermächtigt wurde, die Amtsverrichtungen<br />

durch einen ihn beigeordneten Staatsanwalt durchführen zu lassen (vgl. die Verfügung<br />

der GStA KA v. 3. August 2001 in LO GStA KA, Az.: MA 4/00, Bd. V,<br />

Bl. 2381 oder in LO JM 410 E-27/00 Bd. IV). An sich wäre nach dem Tatortprinzip<br />

die StA KA für das (Vor-)Ermittlungsverfahren zuständig gewesen.<br />

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