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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

414<br />

dem Steuergeheimnis in den verschiedenen Ländern diese Erkenntnisse für die<br />

Ermittlungen in Deutschland verwertbar gemacht werden konnten.<br />

Auf die Frage, wie die Gesprächsteilnehmer am 15. Juli 1999 die Erkenntnisse<br />

des BKA aufgenommen haben, antwortet der Zeuge:<br />

„Sagen wir einmal so: Der Vertreter der GFG Karlsruhe hat während der gesamten<br />

Besprechung kein einziges Wort gesagt. Genauso der Vertreter der<br />

Steuerfahndung Durlach. Nur als es darum ging, wer in Zukunft unser Ansprechpartner<br />

ist, hat er klargemacht: Er nicht, sondern die Betriebsprüfung.<br />

Bei der Betriebsprüfung war es so, dass Herr Seyfried mehr als auskunftsfähig<br />

<strong>und</strong> -freudig war, sein Vorgesetzter sich entsprechend zurückgehalten hat <strong>und</strong><br />

dessen Vorgesetzter, der stellvertretende Finanzamtsvorsteher im Prinzip auch<br />

eher so eine Position „Warten wir einmal ab, was da passiert <strong>und</strong> was da auf<br />

uns zukommt“. Das war halt eine gewisse Gemengelage.“<br />

Auf Vorhalt des Ausschussvorsitzenden, dass es doch eigentlich erstaunlich sei:<br />

Die spanischen <strong>und</strong> portugiesischen Behörden ermitteln knapp vier Monate <strong>und</strong><br />

haben dann drei Thesen, die es weiter zu erhärten gilt, die deutschen Behörden<br />

machen Betriebsprüfungen, für sie ist es dann nur ein Steuerfall, entgegnete der<br />

Zeuge:<br />

„Deswegen haben wir ja gesagt: Unser Halbwissen, das wir ja nur als Mittler<br />

letztlich haben konnten, sowie das Wissen, was in Karlsruhe beim Finanzamt<br />

vorlag <strong>und</strong> das, was in Spanien <strong>und</strong> Portugal ermittelt wurde, das muss an<br />

einen gebracht werden. Das muss zusammengebracht werden, um dann zu entscheiden<br />

bzw. durch die örtlich <strong>und</strong> sachlich zuständigen Dienststellen hier in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> entscheiden zu lassen: „Was wollen wir jetzt denn damit<br />

machen? Weil wir im BKA in dem Sinne ja im Bereich Ermittlung keinerlei<br />

Karten <strong>und</strong> Möglichkeiten hatten.“<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Überlegungen kam es dann am 28. September 1999 in Wiesbaden<br />

zu der vom BKA organisierten Besprechung mit den spanischen <strong>und</strong> portugiesischen<br />

Kollegen, bei der auf Sachbearbeiterebene die Erkenntnisse ausgetauscht<br />

werden konnten.<br />

In dieser Besprechung am 28. September 1999, so erinnerte sich der Zeuge, stellte<br />

der Betriebsprüfer, Herr Seyfried, das Finanzierungssystem <strong>von</strong> „FlowTex“ auf<br />

einem Flipchart dar, indem er sagte, dass aufgr<strong>und</strong> der Leasing- <strong>und</strong> Darlehensverträge,<br />

die schon in der Betriebsprüfung 1990 bis 1993 gef<strong>und</strong>en worden waren,<br />

quasi eine Maschine durch die Produktion <strong>und</strong> das Verleasen zweier anderer<br />

Maschinen finanziert wurde <strong>und</strong> dass es dann natürlich irgendwann so eine Art<br />

Rechenbäumchen oder -pyramide gibt, wo immer eine Maschine durch zwei andere<br />

gedeckt wird, <strong>und</strong> dass eigentlich das Ziel schon der damaligen Betriebsprüfung<br />

<strong>und</strong> auch der jetzt anstehenden Betriebsprüfung sei, festzustellen, ob es diese<br />

Maschinen denn in diesem System alle gibt <strong>und</strong> ob diese alle auch entsprechend<br />

in dieser Verschachtelung am richtigen Platz sitzen. Denn sobald das nicht so wäre,<br />

würde ja irgendwo ein Loch entstehen.<br />

Die Feststellung der Spanier, dass die Typenschilder ausgetauscht wurden, dass also<br />

eine Maschine unter verschiedenen Nummern unter Umständen mehrfach hin<strong>und</strong><br />

hergefahren wurde, war für die Betriebsprüfung Karlsruhe ein Indiz, dass irgendwo<br />

in diesem System Luftbuchungen durchgeführt werden. Auf diese Erkenntnis<br />

habe ein Kollege der spanischen Polizei oder des spanischen Zolls damals<br />

spontan erwidert, dass ja dann, wenn da ein Loch drin ist <strong>und</strong> das System trotzdem<br />

noch funktioniert, es sich eigentlich nur um einen Betrug handeln könnte.<br />

Diese Aussage blieb letztlich im Raum stehen, so erinnerte sich der Zeuge, weil<br />

der Vertreter der Finanzermittlungsgruppe Karlsruhe als örtlich zuständige Polizeidienststelle<br />

auch bei dieser Besprechung sich ziemlich zurückgehalten hat, was<br />

jetzt sein eigenes Engagement anging. Es war im Prinzip ein Erkenntnisaustausch<br />

zwischen Deutschland, dem Finanzamt Karlsruhe <strong>und</strong> den Ermittlungsbehörden<br />

in Spanien <strong>und</strong> Portugal. Nach dieser inhaltlichen Darstellung wurden dann auf<br />

Bitten der Betriebsprüfung Karlsruhe vom BKA Unterlagen, die die spanischen<br />

Kollegen dem BKA zuvor schon übergeben hatten (Zollabfertigung, Verträge, die<br />

zwischen Lissabon <strong>und</strong> Gibraltar geschlossen worden waren), kopiert <strong>und</strong> mit

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