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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

600<br />

„Mein Anliegen an Sie persönlich betrifft den Besuch Ihres Kollegen Stoiber<br />

aus Bayern in Kärnten in der letzten Woche. Siehe beiliegende Zeitungsberichte.<br />

Es ist sehr offensichtlich, dass Siemens sich wie üblich politische Unterstützung<br />

für dieses Projekt geholt hat. Die Entscheidung, welche Firma zum Zuge<br />

kommen wird, soll Ende Mai gefällt werden. Leider zeigt sich hier einmal wieder,<br />

dass nicht technische oder ökonomische Gründe für eine Entscheidung relevant<br />

sind, sondern Gespräche hinter den Kulissen. Ich befürchte, dass ohne<br />

Ihren politischen Einfluss das Projekt für uns verloren ist.“<br />

Dieses Schreiben wurde <strong>von</strong> Frau Morlok auch an Herrn Wirtschaftsminister<br />

Dr. Döring mit dem Vermerk „Der Brief an den Ministerpräsidenten wird am<br />

4. Mai 1997 per Eilpost verschickt. Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen Bettina Morlok“ per<br />

Fax zur Kenntnis versandt. Herr Minister Dr. Döring vermerkte auf dem für ihn<br />

bestimmten Exemplar die Worte „J, S, L bitte anrufen. Was können wir tun?<br />

05. 05. Döring“.<br />

Mit Schreiben vom 23. Mai 1997 beantwortete Herr Dr. Döring das zur Kenntnis<br />

genommene Schreiben an den Ministerpräsidenten an Frau Morlok wie folgt:<br />

„Liebe Frau Morlok,<br />

wie Sie mit Herrn Leßnerkraus besprochen haben, habe ich mich mit den beiden<br />

in Ablichtung beigefügten Schreiben an den Herrn Ministerpräsidenten<br />

<strong>und</strong> an den Herrn B<strong>und</strong>esaußenminister gewandt. Ich werde auch <strong>von</strong> meiner<br />

Seite aus tun, was ich kann. Sollten Sie hier noch weitere Ideen haben, steht<br />

Ihnen Herr Leßnerkraus zur Verfügung. Er wird sich darum kümmern.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Ihr Dr. Walter Döring MdL“<br />

Bei den in diesem Schreiben zitierten Briefen an den Herrn Ministerpräsident <strong>und</strong><br />

den B<strong>und</strong>esaußenminister handelte es sich um entsprechende Empfehlungsschreiben<br />

unter dem Hinweis, dass er Frau Morlok persönlich kenne <strong>und</strong> mit der Bitte,<br />

ob sich die Herren Kinkel <strong>und</strong> Teufel an entsprechender Stelle für die Firma<br />

„FlowWaste“ einsetzen könnten.<br />

Das Staatsministerium prüfte den Vorgang <strong>und</strong> hielt in einem Vermerk vom 14. Mai<br />

1997 unter anderem folgendes Zwischenergebnis fest:<br />

„... 2. Schwierig wird die Situation <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s, weil an der Vermarktung<br />

des Schwelbrandverfahrens <strong>von</strong> Siemens die EVS beteiligt ist <strong>und</strong> am<br />

Thermoselect-Verfahren das <strong>Baden</strong>werk. Bei den Fusionsverhandlungen zur<br />

Energie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> behaupteten beide Teile, die unterschiedlichen<br />

Beteiligungen an Müllentsorgungskonzepten stellen kein Problem, sondern eine<br />

besonders breite Angebotspalette dar.“<br />

Nachdem Frau Morlok unter anderem auch telefonisch noch mehrfach insistiert<br />

hatte, nahm das Staatsministerium mit Schreiben vom 10. Juni 1997 durch einen<br />

Abteilungsleiter im Auftrag des Ministerpräsidenten zu der <strong>von</strong> Frau Morlok geforderten<br />

Unterstützung wie folgt im Kern Stellung:<br />

„... Allerdings bitte ich Sie um Verständnis dafür, dass es angesichts der beachtlichen<br />

Zahl <strong>von</strong> Angeboten, die baden-württembergische Unternehmen für<br />

öffentliche Aufträge im Ausland abgeben, Grenzen geben muss. So etwa in den<br />

Fällen, in denen konkrete Verfahren angeboten werden, an denen verschiedene<br />

baden-württembergische Unternehmen beteiligt sind, die miteinander konkurrieren.<br />

In solchen Fällen muss sich das Land neutral verhalten.<br />

Bei der Vergabe einer Abfallbehandlungsanlage in Kärnten konkurrieren nach<br />

Ihrem Schreiben sowohl das Thermoselect- als auch das Schwelbrandverfahren.<br />

Beide Verfahren berühren Interessen baden-württembergischer Firmen,<br />

sodass eine Unterstützung des einen Verfahrens zwangsläufig eine Diskriminierung<br />

des anderen bedeuten würde. Eine solche Entscheidung können wir<br />

verständlicherweise aufgr<strong>und</strong> des vorliegenden Sachverhalts nicht treffen,<br />

ohne dem Vorwurf ausgesetzt zu werden, leichtfertig eine Seite bevorzugt bzw.<br />

benachteiligt zu haben.

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