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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

456<br />

fünfseitiges Pamphlet zurückgekommen. Er habe mit Herrn Nagel vorher schon<br />

zwei Ermittlungsverfahren durchgeführt. Ihm sei dann auch in Erinnerung gekommen,<br />

dass sich Herr Nagel bei ihm mit der wörtlichen Formulierung: „Herr<br />

Hofmann, ich brauch’ ämol än Staatsowalt“ gemeldet habe. Das heiße, er sei es<br />

gewohnt gewesen, selbstständig zu arbeiten. Er (Dr. Hofmann) habe zu dem Zeitpunkt<br />

eingegriffen, weil er habe informiert sein müssen. Er stehe ja in einer <strong>Bericht</strong>shierarchie<br />

bis zum Justizministerium <strong>und</strong> könne es sich schlicht nicht bieten<br />

lassen, dass er nur alle ein, zwei Monate bei so einem brisanten Verfahren einmal<br />

kurz informiert werde. Er brauche zeitnah präzise Informationen. Er habe darum<br />

gebeten, vor Zeugenvernehmungen benachrichtigt zu werden, weil nicht jeder der<br />

15 bis 20 Mitarbeiter in der Soko auf dem gleichen Stand gewesen sei. Bei ihm<br />

seien aber die Dinge zusammengelaufen. Wenn ihm jetzt gesagt worden sei oder<br />

wäre, der Zeuge XY werde heute vernommen, dann sage er selbstverständlich:<br />

„Haben Sie an das gedacht?“ oder „Stellen Sie bitte noch die Frage“. Das sei aber<br />

doch als Hilfe <strong>und</strong> nicht als Bevorm<strong>und</strong>ung oder als Weisung gedacht gewesen.<br />

Auf den Vorhalt, dass Herr Nagel ausgesagt habe, er habe gegenüber Herrn Dr.<br />

Hofmann erklärt, „Wenn das so weiter geht, höre ich auf“, woraufhin er erwidert<br />

habe, „Das wäre ihm gerade recht“, erklärte der Zeuge, er habe schlicht <strong>und</strong> ergreifend<br />

ehrlich geantwortet. Er habe ja gewusst, wer dann dran komme, nämlich<br />

der Herr Schimmel, der ja auch Leiter geworden sei <strong>und</strong> mit dem eine sachliche<br />

<strong>und</strong> gute Zusammenarbeit möglich sei.<br />

In dem Gespräch kurz vor Weihnachten, in dem sie sich drei St<strong>und</strong>en „gefetzt“<br />

haben <strong>und</strong> bei dem die Vorgesetzten anwesend gewesen seien, habe Herr Nagel<br />

ihn dann gefragt, „Ja, fordern Sie meine Ablösung?“, da habe er gesagt, „Ja, ich<br />

fordere Ihre Ablösung“. Herr Nagel habe dann erwidert, er fordere dann auch seine<br />

Ablösung. Das Ausscheiden Herrn Nagels aus der Soko sei dann so verkauft<br />

worden, dass er jetzt im Rahmen der turnusmäßigen Ablösung dran wäre, nachdem<br />

Anklage erhoben worden sei. Er könne das Gegenteil nicht beweisen, er sei<br />

aber der Meinung, dass man intern klar erkannt habe, man könne ihn der Staatsanwaltschaft<br />

nicht mehr andienen, auch in anderen Verfahren. Herr Nagel habe seit<br />

seinem Ausscheiden im Mai 2001 bis zu seiner Pensionierung nie mehr bei der<br />

Staatsanwaltschaft Mannheim ein Verfahren bearbeitet.<br />

Auf den Vorhalt, dass Herr Nagel angegeben habe, Dr. Hofmann habe statt der<br />

Soko Herrn Seyfried <strong>und</strong> die Vermögensabschöpfer beauftragt, führte der Zeuge<br />

aus, dass die Vermögensabschöpfer vom Landeskriminalamt gekommen seien<br />

<strong>und</strong> höchst qualifiziert gewesen seien. Herr Nagel habe sich für die Vermögensabschöpfung<br />

nicht interessiert. Der Beamte <strong>von</strong> der Vermögensabschöpfung sei<br />

an Herrn Nagel herangetreten <strong>und</strong> habe gesagt: „Kurt, wir müssen das <strong>und</strong> das<br />

machen“. Der habe daraufhin gesagt: „Vermögensabschöpfung interessiert mich<br />

nicht; das ist euer Job“. Natürlich habe er sich dann mit den Vermögensabschöpfern<br />

abgesprochen <strong>und</strong> sei an die einzelnen Sachbearbeiter herangetreten. Er habe<br />

versucht, die einzelnen Sachbearbeiter, die mit dem Komplex Bond oder dem<br />

Komplex LeaseEffect befasst gewesen seien, anzusprechen, damit er nicht durch<br />

den Herrn Nagel habe durch müssen.<br />

Jetzt komme er zu Herrn Seyfried. Er habe am Anfang nicht ahnen können, dass<br />

der Herr Seyfried in die Geschichte verstrickt gewesen sei.<br />

Die Frage, ob er den Eindruck gehabt habe, dass Herr Seyfried seine Erkenntnisse<br />

dargelegt habe, verneinte der Zeuge <strong>und</strong> ergänzte, er habe dies nicht voll umfänglich<br />

getan. Damals, in den ersten Wochen, habe er das nicht beurteilen können.<br />

Das sei jetzt seine Retrospektive.<br />

Er sei da<strong>von</strong> ausgegangen, dass ein Beamter in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> seinen Aufgaben<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nachgehe <strong>und</strong> vermute zunächst einmal keine Bestechung,<br />

solange er keine Anhaltspunkte habe. Bei Herrn Seyfried habe er solche Anhaltspunkte<br />

nicht gehabt. Er habe sich mit ihm glänzend verstanden. Herr Seyfried habe<br />

so gedacht wie er <strong>und</strong> sie haben sich gegenseitig ausgetauscht. Er habe vor allen<br />

Dingen ruhig <strong>und</strong> zurückhaltend gefragt, aus heutiger Sicht zu zurückhaltend,<br />

aber das habe er damals ganz früh nicht erkannt. Im Gegensatz dazu sei Herr Nagel<br />

skeptisch, allem misstrauend, aufbrausend <strong>und</strong> laut werdend in der Vernehmung<br />

gewesen. Wahrscheinlich habe Herr Nagel auch gesagt, das stehe jedenfalls<br />

in der Presse, er habe ihn zurückgehalten. Herr Nagel habe gebrüllt: „Lügen Sie<br />

nicht! So geht es doch nicht!“ Dann sei auch Herr Schiller in die Rüstung gestie-

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