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Landtag von Baden-Württemberg Bericht und Beschlussempfehlung

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<strong>Landtag</strong> <strong>von</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Drucksache 13 / 4850<br />

794<br />

V. Bewertung des Untersuchungsgegenstandes A. I. 6., II. 1., 2., 3., 5., III. 3.:<br />

Ermittlungen gegen die FlowTex-Gruppe in der Zeit <strong>von</strong> Anfang 1996 bis<br />

Oktober 1999 anlässlich der Selbstanzeige <strong>und</strong> anonymen Anzeigen<br />

Die nachfolgenden Ausführungen ziehen Schlüsse aus den innerhalb der beteiligten<br />

Behörden in gemeinsamen Besprechungen angesprochenen oder jedenfalls<br />

aus Akten erkennbaren Sachverhalten. Ein Sonderwissen Einzelner zum Betrugssachverhalt<br />

wurde bei der Bewertung nicht unterstellt, fand somit im Folgenden<br />

keine Berücksichtigung.<br />

1. Anzeigen 1996<br />

Anlass erneuter Ermittlungen <strong>von</strong> Strafverfolgungs- <strong>und</strong> Finanzbehörden ab 1996<br />

gegen Manfred Schmider u. a. waren zum einen die Selbstanzeige der Angelika<br />

Neumann betreffend die Fa. KSK, eingegangen im Finanzamt Weimar am 6. Februar<br />

1996, zum anderen anonyme Anzeigen, eingegangen am 25. April 1996 telefonisch<br />

beim FA Weimar <strong>und</strong> am 4. Mai 1996 schriftlich bei der StA KA, die<br />

erstmalig die Nichtexistenz <strong>von</strong> Bohrsystemen <strong>und</strong> das Schneeballsystem zum<br />

Gegenstand hatten.<br />

Die Selbstanzeige, die noch vor Beginn der Betriebsprüfung bei der KSK GmbH<br />

(= 22. April 1996) <strong>von</strong> Angelika Neumann am 6. Februar 1996 im Finanzamt<br />

Weimar eingereicht wurde, hatte unrichtige Angaben in der Buchführung der<br />

KSK GmbH über steuerlich erhebliche Tatsachen betreffend die Jahre 1991 bis<br />

1995 (Prüfungszeitraum der BP nur 1991 bis 1993) zum Gegenstand. Angelika<br />

Neumann räumte ein, dass die KSK GmbH an Rechtsanwalt Schmalfuß Zahlungen<br />

in Höhe <strong>von</strong> 61,5 Mio DM in 1991 bis 1993 sowie 24,9 Mio DM in 1994/95<br />

geleistet habe <strong>und</strong> diese Gelder sodann bar an sie ausgehändigt worden seien, damit<br />

sie ausländische Geschäftspartner, die den Geschäftsaufbau „forcieren“ sollten,<br />

für ihre geleistete Tätigkeit bar <strong>und</strong> ohne Rechnung habe bezahlen können.<br />

Die Schmiergelder seien teils zu Lasten <strong>von</strong> Wareneinkaufskonten deutscher<br />

Bohrsystem-Hersteller gebucht worden, in allen Fällen der Jahre 1991 bis 1993<br />

sei aber bis zur näheren Aufklärung zunächst da<strong>von</strong> auszugehen, dass Vorsteuer<br />

abgezogen sowie der Nettobetrag als Aufwand gebucht worden sei. Bei den Zahlungen<br />

der Jahre 94, 95 sei bisher weder eine Aufwandsbuchung vorgenommen,<br />

noch Vorsteuer geltend gemacht worden. Eine Auflistung der Zahlungsempfänger<br />

enthielt die Selbstanzeige nicht. Zu ihrer gesellschaftsrechtlichen Rolle bei der<br />

KSK GmbH führte Angelika Neumann aus: „Ich gebe diese Nachmeldung in meiner<br />

Eigenschaft als Geschäftsführer der KSK GmbH (...) ab. [...] Die Anteile der<br />

KSK GmbH werden zu 100 % <strong>von</strong> mir gehalten. Ich halte diese Anteile allerdings<br />

treuhänderisch für die Herren Manfred Schmider <strong>und</strong> Dr. Klaus Kleiser, wie dies<br />

im Rahmen der Betriebsprüfung für die Jahre 1988 bis 1990 festgestellt worden ist.<br />

Ich gebe diese Nachmeldung deshalb auch in meiner Eigenschaft als Anteilseignerin<br />

<strong>und</strong> Treuhänderin für die Herren Manfred Schmider <strong>und</strong> Dr. Klaus Kleiser ab“<br />

(vgl. zum Inhalt der Selbstanzeige LO OFD KA L4-007 oder LO BP L1-005).<br />

Die <strong>von</strong> den Anzeigen umfangreichste anonyme Anzeige v. 4. Mai 1996 hatte<br />

demgegenüber nachfolgenden, auch auf allgemeine Straftaten hinweisenden Inhalt<br />

(Auszüge): „An den Oberstaatsanwalt in Karlsruhe [...] Im vorliegenden Fall<br />

geht es um Steuerhinterziehung, Urk<strong>und</strong>enfälschung, Investitionsbetrug. Die Fa.<br />

FlowTex [...] hat <strong>von</strong> der Fa. KSK [...] weit über 700 Stück Horizontalbohrsysteme<br />

geleased. Diese Systeme wurden nie produziert. [...] Die Frau Neumann ist jedoch<br />

nur ein Strohmann. Die wahren Eigentümer sind Dr. Ing. Klaus Kleiser <strong>und</strong><br />

Manfred Schmider. [...] Zur Untermauerung der Existenz der Bohrsysteme erhalten<br />

die Leasingbanken einen selbst entworfenen Shelterbrief. KSK dient Herrn<br />

Schmider <strong>und</strong> Kleiser als Geldproduktion. Eine vom Finanzamt Ettlingen durchgeführte<br />

Steuerprüfung im Nov. 95 fand nichts. [...] Je mehr Systeme geleased<br />

wurden desto heufiger mußten neue verleased werden (Schneeballsystem). [...]<br />

Eine witere Scheinfirma ist die Powerdrill Gruppe <strong>von</strong> Herrn Matthias Schmider<br />

in Rastatt. Das ist alles Betrug. Powerdrill hat auch bei KSK 30 Systeme geleased.<br />

Die Leasingraten zahlt KSK, der Kick-Back ging an FlowTex. [...] Wenn Sie<br />

[...] die Produktionslisten <strong>von</strong> KSK abfragen, stellen sie fest, daß diese Stückzahlen<br />

zu den Zeitpunkten nicht produziert wurden. Des Weiteren wird man bei der<br />

Durchsicht dieser Listen feststellen, daß Fahrgestellnummern <strong>von</strong> Anhängern verändert<br />

wurden. Es wurden oftmals ein Anhänger zweimal verleased. Um die

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