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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64119 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1044<br />

liche Maximen <strong>und</strong> feste Vorsätze entgegenhält, zu<br />

Thaten werden.<br />

Als praktisch zeigt sich endlich die Vernunft ganz<br />

eigentlich in den recht vernünftigen Charakteren, die<br />

man deswegen im gemeinen Leben praktische Philosophen<br />

nennt, <strong>und</strong> die sich auszeichnen durch einen<br />

ungemeinen Gleichmuth bei unangenehmen, wie bei<br />

erfreulichen Vorfällen, gleichmäßige Stimmung <strong>und</strong><br />

festes Beharren bei gefaßten Entschlüssen. In der<br />

That ist es das Vorwalten der Vernunft in ihnen, d.h.<br />

das mehr abstrakte, <strong>als</strong> intuitive Erkennen <strong>und</strong> daher<br />

das Ueberschauen des Lebens, mittelst der Begriffe,<br />

im Allgemeinen, Ganzen <strong>und</strong> Großen, welches sie ein<br />

für alle Mal bekannt gemacht hat mit der Täuschung<br />

des momentanen Eindrucks, mit dem Unbestand aller<br />

Dinge, der Kürze des Lebens, der Leerheit der Genüsse,<br />

dem Wechsel des Glücks <strong>und</strong> den großen <strong>und</strong> kleinen<br />

Tücken des Zufalls. Nichts kommt ihnen daher<br />

unerwartet, <strong>und</strong> was sie in abstracto wissen, überrascht<br />

sie nicht <strong>und</strong> bringt sie nicht aus der Fassung,<br />

wann es nun in der Wirklichkeit <strong>und</strong> im Einzelnen<br />

ihnen entgegentritt, wie dieses der Fall ist bei den<br />

nicht so vernünftigen Charakteren, auf welche die Gegenwart,<br />

das Anschauliche, das Wirkliche solche Gewalt<br />

ausübt, daß die kalten, farblosen Begriffe ganz in<br />

den Hintergr<strong>und</strong> des Bewußtseins treten <strong>und</strong> sie, Vorsätze<br />

<strong>und</strong> Maximen vergessend, den Affekten <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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