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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64853 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1778<br />

len in der Natur«, S. 45 (zweite Auflage) am Beispiel<br />

des Bombyx erläutert habe, soweit, daß sie die Feinde<br />

ihrer künftigen Eier schon zum voraus verfolgen <strong>und</strong><br />

tödten. Eben so nun sehn wir in der ganzen Korporisation<br />

eines Thieres seine künftigen Bedürfnisse,<br />

seine einstigen Zwecke, durch die organischen Werkzeuge<br />

zu ihrer Erreichung <strong>und</strong> Befriedigung anticipirt;<br />

woraus denn jene vollkommene Angemessenheit des<br />

Baues jedes Thieres zu seiner Lebensweise, jene Ausrüstung<br />

desselben mit den ihm nöthigen Waffen zum<br />

Angriff seiner Beute <strong>und</strong> zur Abwehr seiner Feinde,<br />

<strong>und</strong> jene Berechnung seiner ganzen Gestalt auf das<br />

Element <strong>und</strong> die Umgebung, in welcher es <strong>als</strong> Verfolger<br />

aufzutreten hat, hervorgeht, welche ich in der<br />

Schrift über den <strong>Wille</strong>n in der Natur, unter der Rubrik<br />

»Vergleichende Anatomie«, ausführlich geschildert<br />

habe. – Alle diese sowohl im Instinkt, <strong>als</strong> in der Organisation<br />

der Thiere hervortretenden Anticipationen<br />

könnten wir unter den Begriff einer Erkenntniß a<br />

priori bringen, wenn denselben überhaupt eine Erkenntniß<br />

zum Gr<strong>und</strong>e läge. Allein dies ist, wie gezeigt,<br />

nicht der Fall: ihr Ursprung liegt tiefer, <strong>als</strong> das<br />

Gebiet der Erkenntniß, nämlich im <strong>Wille</strong>n <strong>als</strong> dem<br />

Dinge an sich, der <strong>als</strong> solcher auch von den Formen<br />

der Erkenntniß frei bleibt; daher in Hinsicht auf ihn<br />

die Zeit keine Bedeutung hat, mithin das Zukünftige<br />

ihm so nahe liegt, wie das Gegenwärtige.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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