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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63157 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 82<br />

am Horizont eine größere Entfernung derselben annimmt,<br />

sie wie irdische Gegenstände nach der Luftperspektive<br />

schätzend, <strong>und</strong> daher den Mond am Horizont<br />

für sehr viel größer <strong>als</strong> im Zenith, auch zugleich<br />

das Himmelsgewölbe für ausgedehnter am Horizont,<br />

<strong>als</strong>o für abgeplattet hält. <strong>Die</strong> selbe f<strong>als</strong>ch angewandte<br />

Schätzung nach der Luftperspektive läßt uns sehr<br />

hohe Berge, deren uns allein sichtbarer Gipfel in reiner<br />

durchsichtiger Luft liegt, für näher <strong>als</strong> sie sind,<br />

zum Nachtheil ihrer Höhe, halten, z.B. den Montblanc<br />

von Salenche aus gesehn. – Und alle solche täuschende<br />

Scheine stehn in unmittelbarer Anschauung<br />

vor uns da, welche durch kein Räsonnement der Vernunft<br />

wegzubringen ist: ein solches kann bloß den Irrthum,<br />

d.h. ein Unheil ohne zureichenden Gr<strong>und</strong>, verhüten,<br />

durch ein entgegengesetzes wahres, so z.B. in<br />

abstracto erkennen, daß nicht die größere Ferne, sondern<br />

die trüberen Dünste am Horizont Ursache des<br />

schwachem Glanzes von Mond <strong>und</strong> Sternen sind; aber<br />

der Schein bleibt in allen angeführten Fällen, jeder<br />

abstrakten Erkenntniß zum Trotz, unverrückbar stehn:<br />

denn der Verstand ist von der Vernunft, <strong>als</strong> einem<br />

beim Menschen allein hinzugekommenen Erkenntnißvermögen,<br />

völlig <strong>und</strong> scharf geschieden, <strong>und</strong> allerdings<br />

an sich auch im Menschen unvernünftig. <strong>Die</strong><br />

Vernunft kann immer nur wissen: dem Verstand allein<br />

<strong>und</strong> frei von ihrem Einfluß bleibt das Anschauen.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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