02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64774 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1699<br />

nicht an sich selbst, sondern nur unter sämmtlichen<br />

Bedingungen der <strong>Vorstellung</strong> <strong>und</strong> daher nur <strong>als</strong> Erscheinung<br />

objektiv wahrgenommen, oder angeschaut<br />

werden kann: unter diesen Bedingungen aber stellt er<br />

sich sofort <strong>als</strong> Körper dar, d.h. <strong>als</strong> die in Form <strong>und</strong><br />

Qualität gehüllte Materie. <strong>Die</strong> Form aber ist durch<br />

den Raum, <strong>und</strong> die Qualität, oder Wirksamkeit, durch<br />

die Kausalität bedingt: Beide <strong>als</strong>o beruhen auf den<br />

Funktionen des Intellekts. <strong>Die</strong> Materie ohne sie wäre<br />

eben das Ding an sich, d.i. der <strong>Wille</strong> selbst. Nur<br />

daher konnten, wie gesagt, Plotinos <strong>und</strong> Jordanus<br />

Brunus, auf ganz objektivem Wege, zu dem Ausspruch<br />

gebracht werden, daß die Materie an <strong>und</strong> für<br />

sich ohne Ausdehnung, folglich ohne Räumlichkeit,<br />

folglich ohne Körperlichkeit sei.<br />

Weil <strong>als</strong>o die Materie die Sichtbarkeit des <strong>Wille</strong>ns,<br />

jede Kraft aber an sich selbst <strong>Wille</strong> ist, kann keine<br />

Kraft ohne materielles Substrat auftreten, <strong>und</strong> umgekehrt<br />

kein Körper ohne ihm inwohnende Kräfte seyn,<br />

die eben seine Qualität ausmachen. Dadurch ist er die<br />

Vereinigung von Materie <strong>und</strong> Form, welche Stoff<br />

heißt. Kraft <strong>und</strong> Stoff sind unzertrennlich, weil sie im<br />

Gr<strong>und</strong>e Eines sind; da, wie Kant dargethan hat, die<br />

Materie selbst uns nur <strong>als</strong> der Verein zweier Kräfte,<br />

der Expansions- <strong>und</strong> Attraktions-Kraft, gegeben ist.<br />

Zwischen Kraft <strong>und</strong> Stoff besteht <strong>als</strong>o kein Gegensatz:<br />

vielmehr sind sie geradezu Eines.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!