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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65013 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1938<br />

<strong>und</strong> Irrthums, aber nicht die dadurch veranlaßte <strong>und</strong><br />

davon erlösende Resignation. Alles, weil die Alten<br />

noch nicht zum Gipfel <strong>und</strong> Ziel des Trauerspiels, ja,<br />

der Lebensansicht überhaupt, gelangt waren.<br />

Wenn demnach die Alten den Geist der Resignation,<br />

das Abwenden des <strong>Wille</strong>ns vom Leben, an ihren<br />

tragischen Helden selbst, <strong>als</strong> deren Gesinnung, wenig<br />

darstellen; so bleibt es dennoch die eigenthümliche<br />

Tendenz <strong>und</strong> Wirkung des Trauerspiels, jenen Geist<br />

im Zuschauer zu erwecken <strong>und</strong> jene Gesinnung, wenn<br />

auch nur vorübergehend, hervorzurufen. <strong>Die</strong> Schrecknisse<br />

auf der Bühne halten ihm die Bitterkeit <strong>und</strong><br />

Werthlosigkeit des Lebens, <strong>als</strong>o die Nichtigkeit alles<br />

seines Strebens entgegen: die Wirkung dieses Eindrucks<br />

muß seyn, daß er, wenn auch nur im dunkeln<br />

Gefühl, inne wird, es sei besser, sein Herz vom Leben<br />

loszureißen, sein Wollen davon abzuwenden, die<br />

<strong>Welt</strong> <strong>und</strong> das Leben nicht zu lieben; wodurch dann<br />

eben, in seinem tiefsten Innern, das Bewußtseyn angeregt<br />

wird, daß für ein anderartiges Wollen es auch<br />

eine andere Art des Daseyns geben müsse. – Denn<br />

wäre dies nicht, wäre nicht dieses Erheben über alle<br />

Zwecke <strong>und</strong> Güter des Lebens, dieses Abwenden von<br />

ihm <strong>und</strong> seinen Lockungen, <strong>und</strong> das hierin schon liegende<br />

Hinwenden nach einem anderartigen, wiewohl<br />

uns völlig unfaßbaren Daseyn die Tendenz des Trauerspiels;<br />

wie wäre es dann überhaupt möglich, daß<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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