02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64454 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1379<br />

eines Schriftstellers, die Physiognomie desselben.<br />

Man werfe das Buch weg, bei dem man merkt, daß<br />

man in eine dunklere Region geräth, <strong>als</strong> die eigene ist;<br />

es sei denn, daß man bloß Thatsachen, nicht Gedanken<br />

aus ihm zu empfangen habe. Außerdem aber wird<br />

nur der Schriftsteller uns Gewinn bringen, dessen<br />

Verstehn schärfer <strong>und</strong> deutlicher ist, <strong>als</strong> das eigene,<br />

der unser Denken beschleunigt, nicht es hemmt, wie<br />

der stumpfe Kopf, der den Krötengang seines Denkens<br />

mitzumachen uns nöthigen will; <strong>als</strong>o jener, mit<br />

dessen Kopfe einstweilen zu denken, uns fühlbare Erleichterung<br />

<strong>und</strong> Förderung gewährt, bei dem wir uns<br />

getragen fühlen wohin wir allein nicht gelangen konnten.<br />

Goethe sagte mir ein Mal, daß wenn er eine Seite<br />

im Kant lese, ihm zu Muthe würde, <strong>als</strong> träte er in ein<br />

helles Zimmer. <strong>Die</strong> schlechten Köpfe sind es nicht<br />

bloß dadurch, daß sie schief sind <strong>und</strong> mithin f<strong>als</strong>ch<br />

urtheilen; sondern zunächst durch die Undeutlichkeit<br />

ihres gesammten Denkens, <strong>als</strong> welches dem Sehn<br />

durch ein schlechtes Fernrohr, in welchem alle Umrisse<br />

<strong>und</strong>eutlich <strong>und</strong> wie verwischt erscheinen <strong>und</strong> die<br />

verschiedenen Gegenstände in einander laufen, zu vergleichen<br />

ist. <strong>Die</strong> Forderung der Deutlichkeit der Begriffe,<br />

vor welcher der schwache Verstand solcher<br />

Köpfe zurückbebt, machen diese daher selbst nicht an<br />

ihn; sondern sie behelfen sich mit einem Helldunkel,<br />

in welchem sich zu beruhigen sie gern nach Worten<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!