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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63918 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 843<br />

dadurch, daß ich ihn in den selben Punkten des Irrthums<br />

zeihe <strong>und</strong> Fehler, die er begangen, aufdecke.<br />

Daher muß ich in diesem Anhange durchaus polemisch<br />

gegen Kant verfahren <strong>und</strong> zwar mit Ernst <strong>und</strong><br />

mit aller Anstrengung: denn nur so kann es geschehn,<br />

daß der Irrthum, welcher Kants Lehre anklebt, sich<br />

abschleife, <strong>und</strong> die Wahrheit derselben desto heller<br />

scheine <strong>und</strong> sicherer bestehe. Man hat daher nicht zu<br />

erwarten, daß meine gewiß innig gefühlte Ehrerbietung<br />

gegen Kant sich auch auf seine Schwächen <strong>und</strong><br />

Fehler erstrecke, <strong>und</strong> daß ich daher diese nicht anders,<br />

<strong>als</strong> mit der behutsamsten Schonung aufdecken sollte,<br />

wobei mein Vortrag durch die Umschweife schwach<br />

<strong>und</strong> matt werden müßte. Gegen einen Lebenden bedarf<br />

es solcher Schonung, weil die menschliche<br />

Schwäche auch die gerechteste Widerlegung eines Irrthums<br />

nur unter Besänftigungen <strong>und</strong> Schmeicheleien<br />

<strong>und</strong> selbst so schwer erträgt, <strong>und</strong> ein Lehrer der Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

<strong>und</strong> Wohlthäter der Menschheit doch zum<br />

wenigsten verdient, daß man auch seine menschliche<br />

Schwäche schone, um ihm keinen Schmerz zu verursachen.<br />

Der Todte aber hat diese Schwäche abgeworfen:<br />

sein Verdienst steht fest: von jeder Ueberschätzung<br />

<strong>und</strong> Herabwürdigung wird die Zeit es mehr <strong>und</strong><br />

mehr reinigen. Seine Fehler müssen davon gesondert,<br />

unschädlich gemacht <strong>und</strong> dann der Vergessenheit hingegeben<br />

werden. Daher habe ich bei der hier anzu-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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