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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64591 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1516<br />

kelungen zuläßt, <strong>und</strong> sie nun diese alle, in ein, ihrer<br />

Meinung nach, vollständiges disjunktives Urtheil gebracht<br />

haben, dennoch der Ausgang ein ganz anderer<br />

<strong>und</strong> ihnen völlig unerwarteter wird: aber vielleicht<br />

werden sie nicht darauf geachtet haben, daß dieser<br />

dann fast immer der für sie ungünstigste war. <strong>Die</strong>s ist<br />

daraus zu erklären, daß, während ihr Intellekt die<br />

Möglichkeiten vollständig zu überschauen vermeinte,<br />

die schlimmste von allen ihm ganz unsichtbar blieb;<br />

weil der <strong>Wille</strong> sie gleichsam mit der Hand verdeckt<br />

hielt, d.h. den Intellekt so bemeisterte, daß er auf den<br />

allerschlimmsten Fall zu blicken gar nicht fähig war,<br />

obwohl dieser, da er wirklich wurde, auch wohl der<br />

wahrscheinlichste gewesen. Jedoch in entschieden melancholischen,<br />

oder aber durch diese nämliche Erfahrung<br />

gewitzigten Gemüthern kehrt sich der Hergang<br />

wohl auch um, indem hier die Besorgniß die Rolle<br />

spielt, welche dort die Hoffnung. Der erste Schein<br />

einer Gefahr versetzt sie in gr<strong>und</strong>lose Angst. Fängt<br />

der Intellekt an, die Sachen zu untersuchen; so wird er<br />

<strong>als</strong> inkompetent, ja, <strong>als</strong> trügerischer Sophist abgewiesen,<br />

weil dem Herzen zu glauben sei, dessen Zagen<br />

jetzt geradezu <strong>als</strong> Argument für die Realität <strong>und</strong><br />

Größe der Gefahr geltend gemacht wird. So darf dann<br />

der Intellekt die guten Gegengründe gar nicht suchen,<br />

welche er, sich selber überlassen, bald erkennen<br />

würde; sondern wird genöthigt, sogleich den unglück-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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