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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63538 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 463<br />

Mannigfaltigkeit in ihrer Form: schon der Baum ist<br />

nur ein systematisches Aggregat der zahllos wiederholten<br />

sprossenden Fasern: diese Zusammensetzung<br />

nimmt höher herauf immer mehr zu, <strong>und</strong> der menschliche<br />

Körper ist ein höchst kombinirtes System ganz<br />

verschiedener Theile, deren jeder ein dem Ganzen untergeordnetes,<br />

aber doch auch eigenthümliches Leben,<br />

vita propria, hat: daß nun alle diese Theile gerade auf<br />

die gehörige Weise dem Ganzen untergeordnet <strong>und</strong><br />

einander nebengeordnet seien, harmonisch zur Darstellung<br />

des Ganzen konspiriren, nichts übermäßig,<br />

nichts verkümmert sei; – dies Alles sind die seltenen<br />

Bedingungen, deren Resultat die Schönheit, der vollkommen<br />

ausgeprägte Gattungscharakter ist. – So die<br />

Natur. Wie aber die Kunst? – Man meint, durch<br />

Nachahmung der Natur. – Woran soll aber der Künstler<br />

ihr gelungenes <strong>und</strong> nachzuahmendes Werk erkennen<br />

<strong>und</strong> es unter den mißlungenen herausfinden; wenn<br />

er nicht vor der Erfahrung das Schöne anticipirt? Hat<br />

überdies auch jem<strong>als</strong> die Natur einen in allen Theilen<br />

vollkommen schönen Menschen hervorgebracht? –<br />

Da hat man gemeint, der Künstler müsse die an viele<br />

Menschen einzeln vertheilten schönen Theile zusammensuchen<br />

<strong>und</strong> aus ihnen ein schönes Ganzes zusammensetzen:<br />

eine verkehrte <strong>und</strong> besinnungslose Meinung.<br />

Denn es fragt sich aberm<strong>als</strong>, woran soll er erkennen,<br />

daß gerade diese Formen die schönen sind<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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