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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65356 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2281<br />

durch allein die Befreiung von der individuellen Existenz<br />

<strong>und</strong> ihren Leiden möglich ist, auch oft vor, jedoch<br />

untergeordnet <strong>und</strong> <strong>als</strong> etwas Leichtes gefordert.<br />

In der Mystik der Hindu hingegen tritt die letztere<br />

Seite viel stärker hervor, <strong>und</strong> in der Christlichen Mystik<br />

ist diese ganz vorherrschend, so daß jenes pantheistische<br />

Bewußtseyn, welches aller Mystik wesentlich<br />

ist, hier erst sek<strong>und</strong>är, in Folge des Aufgebens<br />

alles Wollens, <strong>als</strong> Vereinigung mit Gott eintritt. <strong>Die</strong>ser<br />

Verschiedenheit der Auffassung entsprechend hat<br />

die Mohammedanische Mystik einen sehr heitern<br />

Charakter, die Christliche einen düstern <strong>und</strong> schmerzlichen,<br />

die der Hindu, über Beiden stehend, hält auch<br />

in dieser Hinsicht die Mitte.<br />

Quietismus, d.i. Aufgeben alles Wollens, Askesis,<br />

d.i. absichtliche Ertödtung des Eigenwillens, <strong>und</strong> Mysticismus,<br />

d.i. Bewußtseyn der Identität seines eigenen<br />

Wesens mit dem aller Dinge, oder dem Kern der<br />

<strong>Welt</strong>, stehn in genauester Verbindung; so daß wer<br />

sich zu einem derselben bekennt allmälig auch zur<br />

Annahme der andern, selbst gegen seinen Vorsatz, geleitet<br />

wird. – Nichts kann überraschender seyn, <strong>als</strong> die<br />

Uebereinstimmung der jene Lehren vortragenden<br />

Schriftsteller unter einander, bei der allergrößten Verschiedenheit<br />

ihrer Zeitalter, Länder <strong>und</strong> Religionen,<br />

begleitet von der felsenfesten Sicherheit <strong>und</strong> innigen<br />

Zuversicht, mit der sie den Bestand ihrer Innern Er-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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