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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63529 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 454<br />

selbst. – In dieser Hinsicht ist der Gegensatz der Architektur<br />

<strong>und</strong> das andere Extrem in der Reihe der<br />

schönen Künste das Drama, welches die allerbedeutsamsten<br />

Ideen zur Erkenntniß bringt, daher im ästhetischen<br />

Genuß desselben die objektive Seite durchaus<br />

überwiegend ist.<br />

<strong>Die</strong> Baukunst hat von den bildenden Künsten <strong>und</strong><br />

der Poesie das Unterscheidende, daß sie nicht ein<br />

Nachbild, sondern die Sache selbst giebt: nicht wiederholt<br />

sie, wie jene, die erkannte Idee, wodurch der<br />

Künstler dem Beschauer seine Augen leiht; sondern<br />

hier stellt der Künstler dem Beschauer bloß das Objekt<br />

zurecht, erleichtert ihm die Auffassung der Idee,<br />

dadurch daß er das wirkliche individuelle Objekt zum<br />

deutlichen <strong>und</strong> vollständigen Ausdruck seines Wesens<br />

bringt.<br />

<strong>Die</strong> Werke der Baukunst werden sehr selten, gleich<br />

den übrigen Werken der schönen Kunst, zu rein ästhetischen<br />

Zwecken aufgeführt: vielmehr werden diese<br />

andern, der Kunst selbst fremden, nützlichen Zwecken<br />

untergeordnet, <strong>und</strong> da besteht denn das große Verdienst<br />

des Baukünstlers darin, die rein ästhetischen<br />

Zwecke, in jener ihrer Unterordnung unter fremdartige,<br />

doch durchzusetzen <strong>und</strong> zu erreichen, indem er sie<br />

auf mannigfaltige Weise dem jedesmaligen willkürlichen<br />

Zwecke geschickt anpaßt, <strong>und</strong> richtig beurtheilt,<br />

welche ästhetisch-architektonische Schönheit sich mit<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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