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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64173 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1098<br />

Gr<strong>und</strong>dogma abstrahirt <strong>und</strong> erkennt, daß der Mensch<br />

nicht das Werk eines andern, sondern seines eigenen<br />

<strong>Wille</strong>ns sei. Dann ist sogleich Alles klar <strong>und</strong> richtig:<br />

dann bedarf es keiner Freiheit im Operari: denn sie<br />

liegt im Esse, <strong>und</strong> eben da liegt auch die Sünde, <strong>als</strong><br />

Erbsünde: die Gnadenwirkung aber ist unsere eigene.<br />

– Bei der heutigen, rationalistischen Ansicht hingegen<br />

erscheinen viele Lehren der im Neuen Testament<br />

begründeten Augustinischen Dogmatik durchaus<br />

unhaltbar, ja, empörend, z.B. die Prädestination. Danach<br />

verwirft man dann das eigentlich Christliche,<br />

<strong>und</strong> kommt zum rohen Judenthum zurück. Allein der<br />

Rechnungsfehler, oder das Urgebrechen der Christlichen<br />

Dogmatik, liegt, wo man es nie sucht, nämlich<br />

gerade in Dem, was man <strong>als</strong> ausgemacht <strong>und</strong> gewiß<br />

aller Prüfung entzieht. <strong>Die</strong>s weggenommen, ist die<br />

ganze Dogmatik rationell: denn Jenes Dogma verdirbt,<br />

wie alle andern Wissenschaften, so auch die<br />

Theologie. Studirt man nämlich die Augustinische<br />

Theologie In den Büchern »De civitate Dei« (zumal<br />

im 14. Buch), so erfährt man etwas Analoges, wie<br />

wenn man einen Körper, dessen Schwerpunkt außer<br />

ihm fällt, zum Stehn bringen will: wie man ihn auch<br />

drehn <strong>und</strong> stellen mag, er überstürzt sich immer wieder.<br />

So nämlich fällt auch hier, trotz allen Bemühungen<br />

<strong>und</strong> Sophismen des Augustinus, die Schuld der<br />

<strong>Welt</strong> <strong>und</strong> ihre Quaal stets auf den Gott zurück, der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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